Grenzen, Grenzen über alles

ein Essay von Stephan Ebers



Grenzen, Grenzen über alles

über alle Kleingeister dieser Welt

von der Mosel bis zum Merz

vom Dobrindt bis an die Donau

Grenzen, Grenzen über alles

auch wenn alles in Scherben fällt







               
Video permanenter Mauerfall Teil 1

Guck-& Pottkasten "permanenter Mauerfall"  Teil 2

für Lesefaule, die nicht bis zum Link am Ende des Textes lesen wollen.

Dies ist ein politisches Buch. Politische Bücher haben einen unangenehmen Beigeschmack, denn es gibt wenig zu Lachen, viel belehrendes, und depressive Zeitgenossen können sich im Trübsinn baden. Zensoren, Oberstudienräte und Schulleiterinnen und -leiter dagegen erleben den Jungbrunnen bürgerlicher Empörungskunst und können von Herzen Zeter und Mordio schreien. Dass so etwas überhaupt erlaubt ist!


Der Autor will alle Erwartungen erfüllen, was eine schier unmögliche Aufgabe ist. Deshalb besinnt er sich auf den guten Gotthold Ephraim Lessing, der wie der Autor in dieser Rübenprärie um Wolfenbüttel herum viele Jahre sein Leben fristen musste und so eine gründliche Ausbildung im bürgerlichen Mief genießen durfte. Er dichtete:


"Wer wird nicht einen Klopstock loben?

Doch wird ihn Jeder lesen?

Nein!


Wir wollen weniger erhoben

doch mehr gelesen sein."


Das gilt auch für den Autor. Statt bürgerlicher Selbstbespiegelung und dem Grübeln über den Sinn und Aussehen der eigenen Exkremente inklusive dem Nachempfinden eigener Gefühle, soll dieses Buch also nicht den Anforderungen öffentlich-rechtlicher Buchkritiker genügen. Der knarzende Marcel Reich Ranicki interessierte sich eh' nur für Romane von Frauen, deshalb sei der Inhalt dieses Essay unterhaltsam und soll aus einer anderen Weltsicht die Geschichte der deutschen Teilung an handfesten Beispielen illustrieren.


Doch halt, als geborener Berliner ist man ja ein Weltstadtbürger. Das verkündete ein Hans Rosenthal in einer seiner gruseligen Unterhaltungssendungen im Fernsehen, als er einen offenbar notorischen Westdeutschen, der doch tatsächlich in die Kamera winkte, sofort belehrte und empört sein Haupt mit Bürstenhaarschnitt schüttelte, dass man so etwas in Berlin, in einer Weltstadt, nicht tut. Also, bitte etwas mehr Haltung. Als Berlin ab dem 13. August 1961 geteilt wurde, da verblieb der proletarische Teil im Osten und nannte sich „Hauptstadt der DDR“, der Westteil war das bürgerliche Jammertal, dass weiter devot den westlichen Besatzungsmächten diente. Besonders die amerikanische Freundschaft wurde beschworen und geheiligt, denn diese Nazi-Hauptstadt beherbergte noch jede Menge an getarnten Faschisten, welche nur deshalb sich bei den „Amis“ einkratzten, damit sie nicht für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen wurden. Das klappte auch sehr gut. Das lag aber nicht an dem Kriechen der Westberliner, sondern an der veränderten politischen Weltlage. Churchill sendete zum Kriegsende ein Telegramm an seinen Feldmarschall Montgomery, in welchem er ihn anwies:

„Die deutschen Waffen sorgfältig einzusammeln und aufzubewahren, damit sie leicht den deutschen Soldaten mit denen wir hätten zusammenarbeiten müssen (!), wenn die sowjetische Offensive angedauert hätte, sie (den Deutschen) wieder zu geben.“1)

Damit erklärt sich die Hilfe der Alliierten während der Blockade West-Berlins, in der die Berliner eine edle Hilfeleistung ihrer westlichen Freunde, allen voran der Amerikaner vermuteten, und so die westlichen Besatzer heilig gesprochen wurden. Die Wirklichkeit sah dezent anders aus. Der Westen hatte beschlossen die künftigen Waffenbrüder nun auch wirtschaftlich wieder auf die Beine zu helfen. Dabei spielten natürlich in den USA die Wünsche der Emigranten eine Rolle, die wieder gern ihren enteigneten oder arisierten Betriebe zurück erhalten wollten. Eine verständliche Maßnahme aus der Sicht der Opfer. So erfolgte in Westdeutschland und Berlin eine Währungsreform, bei der die Reichsmark durch die D-Mark ersetzt wurde. Die Folgen sollten zur Allgemeinbildung gehören. Die westlichen Unternehmer versteckten ihre Sachwerte, verknappten das Marktangebot und am Stichtag waren die zuvor leeren Schaufenster mit den feinsten Waren geschmückt, die sich kaum ein Bürger leisten konnte. Die Reichsmark war wertlos geworden. Aber nicht überall! Denn in der SBZ (sowjetische Besatzungszone), die ab dem 7.10.1949 in die „Deutsche Demokratische Republik“ mündete, galt die Reichsmark noch etwas. Umgehend wurden dort die Banknoten der „Reichsmark“ umgetauscht in solche mit einem aufgeklebten Kupon. Diese Banknote galt ab sofort als Zahlungsmittel, während die alte Banknote ungültig wurde.2) Eine sehr kurze Zeitspanne erlaubte es den Ostbürgern noch die alten in „neue“ Scheine umzutauschen. Rund einen Monat später gab es dann die druckfrischen Banknoten der „Deutsche Mark der deutschen Notenbank“. Es sollten noch zwei Umtauschaktionen erfolgen in den Jahren 1957 und 1964. Das Ziel, für das gesamte Berlin eine einheitliche Währung zu schaffen, scheiterte bereits im ersten Anlauf durch Widerspruch der westlichen Besatzungsmächte. Daraufhin wurden die Verkehrswege von und nach Berlin abgeriegelt. Die Blockade begann im Juni 1948 und endete erst im Mai 1949. Zugleich sollte sich ein Währungsgefälle bilden. Für eine D-Mark mussten vier bis fünf, gelegentlich sogar sechs Ostmark berappt werden. Ab diesem Zeitpunkt sollte dieses Währungsgefälle die Achillesferse der DDR-Wirtschaft werden und hat am Ende mit zu dem Untergang der DDR beigetragen. In Westberlin jedoch führte die Blockade bei den Bürgern zu einem Trauma. Typisch dafür ist das Erzeugen einer geistigen Käseglocke, in der sich die Angst- und Hassgefühle gegenseitig verstärken. Trotzig bejubelte man den Bürgermeister Ernst Reuter, der von Berlin als der billigsten Atombombe sprach, die Servilität und Anbiederung an das „bessere Amerika“ kannte keine Grenzen. Man nahm widerspruchslos hin, dass nun Westberlin zum Manövergebiet und Schießplatz der Alliierten wurde. Ja die Eingeborenen verstiegen sich zu der Hoffnung, dass die Amis bald den Osten von Berlin aus aufrollen würden. Die kühnsten Visionen machten die Runde. Westberlin in der Lüneburger Heide neu aufzubauen, einen westlichen Korridor von 25 km Breite um die Autobahn Hannover-Berlin für den freien Zugang nach Westberlin zu schaffen, doch sie sollten wie Seifenblasen zerplatzen. Nichtsdestotrotz baute sich in den Seelen der Einwohner ein übersteigertes Selbstwertgefühl auf, dass schon in den preußischen Zeiten reichlich vorhanden war. Es gab keinen kritischen Westpolitiker, der den Berlinern diesen Zahn ziehen wollte. Man ließ sie einfach träumen und ärgerte sich nur, wenn sie als Touristen großkotzig den Westen Deutschlands heimsuchten. Wer sich mit billiger Propaganda abspeisen lässt, ist aus ökonomischer Sicht sehr kostengünstig. Das war kurzsichtig, wie man zehn Jahre später sehen sollte.


Langsam schlossen sich die Grenzen um Berlin. Im DR-Kursbuch des Jahres 1951 ist noch die Strecke Wannsee-Belzig neben anderen Lokalbahnen, die von den S-Bahn Endhaltebahnhöfen in die DDR fuhren, verzeichnet. In der Ausgabe von 1956 blieben lediglich zwei Strecken vom Westberliner Bahnhof Wilhelmsruh nach Basdorf und vom Bahnhof Staaken in Richtung Wustermark bestehen. Natürlich begannen und endeten die S-Bahn Linien noch sehr oft in der DDR. Für den Berufsverkehr war dies unerlässlich. So betrug die Fahrzeit durch Westberlin für einen Werktätigen aus Potsdam, der in der Umgebung am Alexanderplatz arbeitete knapp eine Stunde. Hätte er die Umgehungsstrecke benutzen müssen, so wäre er im Jahr 1956 zwei Stunden unterwegs gewesen. In den Siebziger Jahren verkürzte sich die Fahrzeit auf eine Stunde. Ferner gab es erstaunlich viele Bürger Westberlins, die in Ostberlin arbeiteten und sogar nach dem 13. August dort weiter arbeiten sollten. Zum 20. Jahrestag der DDR waren es auch Architekten aus West-Berlin, die entsprechende Geschäftsbauten rund um den Alexanderplatz errichteten. Es wurde allerdings nie der Öffentlichkeit kundgegeben, denn ab dem 13. August herrschte in Westberlin innerhalb der Bevölkerung eine Kriegstüchtigkeit, die heute von den Volksparteien so dringend gewünscht wird. Mit dem Abriegeln der Grenze wurden auch die S-Bahn Linien gekürzt und es gab nur einen Bahnhof in Berlin, den Bahnhof Friedrichstraße, der neben einem Fernbahnsteig für die „Interzonenzüge“ und einen Bahnsteig für die Westlinien nach Wannsee oder Spandau-West besaß. Hinter dickem Riffelglas sah man die Ostberliner S-bahn auf den ehemals dritten Bahnsteig ankommen und abfahren, man hörte die Lautsprecheransagen, aber kein direkter Sichtkontakt zu den Reisenden war möglich. Obwohl die Trizone und die SBZ im Jahre 1949 offiziell abgeschafft waren, natürlich mit Ausnahme der Sektorenstadt Berlin, wurden bis zur Wende diese Züge „Interzonenzüge“ genannt, die vom Betriebswerk Rummelsburg, bzw. von Saßnitz oder Warschau kommend, oder in der entsprechenden Gegenrichtung, weiter in den Westen fuhren. Konsequenterweise hätten deshalb die S-Bahnlinien, mit Ausnahme der westlichen Kurzstrecken von Jungfernheide bis Gartenfeld und Zehlendorf nach Düppel-Kleinmachnow, als „Intersektorenbahnen“ bezeichnet werden müssen. Doch in dieser geschichtlichen Epoche genoss Rationalität in politischen Fragen kein Ansehen, im Gegenteil, man machte sich verdächtig, wenn jemand von den offiziellen Sprachregelungen abwich. Statt „Demokratie durch das Volk“ hieß es „Diktatur der Propaganda“. Letztere hat sich anscheinend bis heute als Staatsräson erhalten. Die Fünfziger Jahre in West-Berlin gestalteten sich recht bunt durch eine Generation von Kriegskindern, die von elterlicher und staatlicher Gängelei die Schnauze voll hatte, jedoch innerlich diszipliniert ihre Freiheit zwischen Tütenlampen, Cocktailsesseln und Nierentischen in Bars, Tanzclubs und Jazzkellern auslebte. Wer etwas besser gestellt war legte sich eine „Vespa“, „Kreidler florett“ oder „NSU quickly“ zu und galt damit bei den entrüsteten älteren Leuten als „Halbstarker“. Ostberliner waren die armen Verwandten, die man halt duldete, man selbst fuhr nach Ost-Berlin um sich dort mit gewissen Luxusartikeln einzudecken, die spottbillig zu haben waren. Im Allgemeinen betrug der Wechselkurs D-Mark zu Mark der DDR 1 : 4, weshalb Kameras und Kamerazubehör sehr begehrt waren. Die Ostwährung erhielt man in sogenannten „Wechselstuben“, die meist an S-Bahn Bahnhöfen beheimatet waren. Die laschen Kontrollen an den Sektorengrenzen bargen kein großes Risiko dabei erwischt zu werden. Doch, wie war die politische Sichtweise in dieser Generation?


Man wollte sich amüsieren, Ost-Berlin schreckte durch seine stärkeren Zerstörungen während der Schlacht um Berlin ab, dagegen entledigte sich der wohlhabendere Westen ziemlich rasch der Ruinen. Der Architekturwettbewerb zur Errichtung des Hansa-Viertels schuf eine neue Wohnraumkultur. Der Trend zielte auf das Ergattern einer Neubauwohnung. Westberlin sollte erst sehr spät die Wohnraumzwangsbewirtschaftung abschaffen. Allein der krasse Unterschied im Stadtbild, wie die Bebauung der Stalinallee gegenüber dem Hansaviertel und dem Neubaugebiet Charlottenburg-Nord, entsprachen die westlichen Neubauten dem Lebensgefühl der jungen Generation. Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass die scheußlichsten Ecken von Berlin sich nicht nur auf den Wedding und auf die klassischen Arbeiterquartiere im Osten der Stadt beschränkten. Die entsetzlichen Mietskasernen in den Bezirken Kreuzberg und Neukölln mit ihren zahllosen Hinterhöfen, in die fast niemals das Sonnenlicht den Steinboden erreichte, wo das kleine Rondell mit der obligatorischen Blume ihr kümmerliches Dasein fristete, blieben dem West-Berlin Besucher viele Jahre verschlossen. Es gab sie immer noch die dicke „Pochtjeesche“ eines Heinrich Zille, welche im Eingang zur Kellerwohnung stand und die auf dem Hof spielenden Kinder ankläffte: „Jeht weg von die Blume und spielt jefälligst mit dem Müllkasten!“ Wer dort zu Besuch kam und ein allzu menschliches Bedürfnis verspürte, der durfte das Klo im Zwischengeschoss aufsuchen, wo die gesamte Mieterschaft der oberhalb gelegenen Etage ihr Geschäft erledigte. Bei gesprungener Klosettbrille erhielt der Benutzer stets das Gefühl, dass er in den Arsch gekniffen sei, als ständige Mahnung zu Demut und geduldigem Ausharren bis zur Erlösung. Selbst in dem vornehmen Lichterfelde gab es die Häuser der Reichsbahn, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gebaut waren, wo lediglich auf dem Hof die Latrinen zur Entledigung drückender Leibesgefühle aufwarteten. Unter uns Jugendlichen hießen die Häuser mit ihren dunkelroten Klinkerfassaden nur die „Arschbackensiedlung“. Etwa zehn Minuten zu Fuß davon entfernt befand sich der gelb geklinkerte Bungalow des „Weltstadtbürgers“ Hans Rosenthal im zeitgenössischem Baustil. Da es aber zur Erbmasse des Deutschen gehört, Fehler und dunkle Punkte nur bei dem „Feind“ zu suchen, blieb auch diese Generation mit Blindheit geschlagen, was die soziale Situation im goldenen Westen anbetraf und fröhnte wie ihre nazistischen Eltern einem ungezügelten Antikommunismus. Das wurde von der Obrigkeit natürlich sehr gern gesehen. Die „freie Universität“ im piekfeinen Dahlem als freiheitliches Pendant zur Ostberliner Humboldt-Universität gegründet, war über viele Jahre das Lieblingskind der Springer-Presse und damit auch des Westberliner Senates. Meine Erinnerung dagegen setzt eher einen Kontrapunkt zu diesem Quartier, in welchem auch ein Münsterländer Krankheitsminister der CDU sich eine vier Millionen-Villa unter den Nagel riss. Onkel Franz wohnte mit Oma Emmi in einer Kate direkt am U-Bahnhof „Dahlem-Dorf“. Neben Hühnern hielt er sich auch Schweine, was ich als kleiner Junge sehr interessant fand. Der heute medial umfassend geschulte Talk-Show Historiker kann beruhigt seine Augenbrauen sinken lassen. Onkel Franz besaß einen unaussprechlichen polnischen Namen, so ist also wieder der regelbasierten Werteordnung Genüge getan. Denn nur slawische Menschen besitzen bedingt durch ihre Mentalität weder ein Schönheitsgefühl noch kultivierte Lebensart, so das heute gängige Vorurteil in den gelenkten Medien. Das waren also „Ostschweine“, die dieses feine Viertel mit ihren Ausdünstungen behelligten, inmitten des musealen Dorfkerns, der „deutsche Gemütlichkeit“ auf gehobenen Niveau vermitteln sollte.


Der kommende „Mauerbau“ hatte eine lange Vorgeschichte und fiel keineswegs vom Himmel. Der Antikommunismus war das ideologische Gewand einer Strategie, welche die „Anti-Hitler-Koalition“ schon zu spalten begann, bevor der „Führer“ sich vergiftete und sich danach erschießen ließ, was heute erst durch die Öffnung der KGB-Archive belegt wird.

So marschierte die US-Army in Thüringen ein mit dem Befehl: „We take the brain.“ Die Wissenschaftler und Ingenieure, die an der Entwicklung der V2 beteiligt waren, schaffte man in die USA, wo sie weiter unter paradiesischen Umständen arbeiten konnten. Kein Wunder, das jeder gewöhnliche Nazi bei entsprechendem unterwürfigem Benehmen darauf hoffen konnte, dass er niemals für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden würde. Der persönliche Hass von Kurt Schumacher (SPD) auf Kommunisten wurde bei Neugründung der SPD in Wennigsen im Oktober 1945 den neuen und alten Genossen eingepflanzt. So ging die nationalsozialistische Ideologie bruchlos in der antikommunistischen Weltanschauung auf. Vielleicht werden die weiteren Ausführungen die Erklärung liefern, warum ein Krieg gegen Russland auch heute noch unvermeidlich zu sein scheint. Die Nürnberger Nachrichten meldeten am 25. Oktober 1950: „Dr. Schumacher, der seit Monaten die Aufstellung zahlreicher alliierter Divisionen in Deutschland fordert, um im Falle eines Krieges die erste Schlacht an der Elbe die zweite an der Weichsel schlagen zu können, meinte, daß die angekündigten Verstärkungen nicht ausreichend seien und keinen Schutz bieten.“ „...Carlo Schmid (SPD), als stellvertetender Bundestagspräsident betont, die Sozialdemokraten würden nur dann für eine deutsche Mitwirkung an der Verteidigung Europas eintreten, wenn sie sicher sein könnten, daß im Kriegsfalle die zweite Schlacht bereits östlich der Weichsel in Polen ausgefochten werden könnte. Es wäre seiner Ansicht nach besser, in einem unzerstörten Hause bolschewisiert zu werden als die Bolschewisierung als Krüppel in einer Erdhöhle zu erleben.“ [Vierteljahresbericht des amerikanischen Hochkommissars für Deutschland, McCloy, 1.Oktober bis 31.Dezember 1950].


Man sollte sich diese Zitate auf der Zunge zergehen lassen und daran denken, dass der 2. Weltkrieg gerade erst fünf Jahre zurücklag. Wenn bereits die erste Schlacht an der Elbe gegen die Russen geschlagen werden sollte, dann ist zu bedenken, dass es nicht um eine Abwehr einer möglichen Invasion der roten Armee ging, sondern die Alliierten zumindest vollständig für einen eventuellen Angriff in ständiger Alarmbereitschaft sich befinden müssten. Bei einer unvorhergesehenen Invasion erobert der Feind logischerweise erst einen gewissen Teil des gegnerischen Geländes, bis die Verteidigung erfolgt. Ferner ist der Verlauf der Elbe nur zu einem Bruchteil die Grenze zwischen beiden Besatzungsmächten. Wenn die erste Schlacht an der Elbe geschlagen würde, hieße das ja, dass die westlichen Streitkräfte bereits eine Invasion in Feindesland unternommen hätten, um zum Beispiel Magdeburg Halle und Leipzig zu „befreien“. Bei dem geschilderten Szenario kann daher bestenfalls nur von „aggressiver Verteidigung“ gesprochen werden. Ein Begriff, der wieder von Bundesregierung, Bundeswehr und anderen Mandatsträgern durch die Hebung der neudeutschen Kriegstüchtigkeit im Einklang mit gigantischer Steigerung der Rüstungsausgaben erreicht werden soll. Besonders befremdlich ist das Vokabular des Carlo Schmid. „Bolschewisierung“ war ein Kampfbegriff aus dem Hause Goebbels. Der Rückgriff auf die Sprache der Nationalsozialisten von einem Sozialdemokraten lässt ernste Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner politischen Überzeugung aufkommen. Der republikanische Senator Howard Cannon erklärte im Senat am 18.4.1949 zur Frage, wer den nächsten Krieg durchführen sollte:


Nicht unsere Jungens! Wir müssen die Soldaten anderer Nationen ausrüsten. Mögen die dann ihre Jungs in den Tod schicken, damit wir nicht die unsrigen zu schicken brauchen... Die Atombombe erlaubt den Vereinigten Staaten, das zu tun.“


Es ist kaum zu glauben, dass diese Worte damals in der BRD nicht gehört wurden. Offenbar erfuhr diese Geisteshaltung die breite Zustimmung bei den rechten Parteien bis tief in die SPD hinein mit Ausnahme der damals noch erlaubten KPD. In der UdSSR und der DDR wurde diese Äußerung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die sich anschließende Politik des Westens legte also bereits den Grundstein für die sich immer weiter ausbreitende Spaltung Deutschlands. In Berlin waren die Proteste der Werktätigen um den 17. Juni 1953 ein willkommener Anlass zur Institutionalisierung des regelbasierten Antikommunismus als Staatsdoktrin in Westberlin und -deutschland. Ähnliche Aufstände gab es später in einigen Staaten des Warschauer Paktes. Die Anlässe waren stets die Unzufriedenheit mit den politischen und wirtschaftlichen Zuständen im jeweiligen Land. Jedoch erfuhren die Protestierenden stets die Unterstützung der USA und ihrer Vasallenstaaten. Das war lange bevor Revolten bunt angestrichen wurden und sich „Maidan“ nannten. Als es dann 1956 um den Beitritt zum NATO-Bündnis ging, wischte vor allen Dingen die CDU/CSU das zweite Angebot der UdSSR im Winter 1954/55 zu einer Wiedervereinigung mit dem Ziel eines neutralen Deutschlands beiseite. Was hatte doch die CDU/CSU vorher für einen Aufwand getrieben, um dieses kriegsmüde Volk zum Einknicken und späterem Strammstehen zu manipulieren. Statt den Vorschlag der UdSSR zu diskutieren, der nämlich auf den Erfahrungen mit dem neutralen Österreich beruhte, setzte man auf Militarismus. Die Tarnorganisation mit harmlos klingendem Namen: „Arbeitsgemeinschaft demokratischer Kreise“, die das Volk über viele Jahre manipulierte, wurde von einem Staatssekretär Konrad Adenauers geleitet. In dieser Anstalt für Gehirnwäsche scheute man sich nicht, der weiblichen Bevölkerung einzureden, dass ohne Wiederbewaffnung mit eigener Bundeswehr die russischen Horden vor der Haustür stünden, um sie zu vergewaltigen. Im Jahr 1958 bekannte Gustav Heinemann, der spätere Bundespräsident: „... ich erachte es für die historische Schuld der CDU, daß sie bis zum Jahre 1954 in dieser leichtsinnigen Weise die damaligen Möglichkeiten ausgeschlagen hat, denen wir heute nachtrauern müssen. Wie lange wollen Sie dieses Spiel noch fortsetzen? Wie lange noch?“


Bereits anlässlich der Aufnahme der BRD in die Nato verkündete der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß in den Nürnberger Nachrichten vom 13. November 1956: „Wir leben in einem technischen Zeitalter, in dem die vereinigte Stärke unserer Bundesgenossen ausreicht, um das Reich der Sowjetunion von der Landkarte zu streichen.“



Berlin-Blockade

Moped-Pfleidererstr.








 





Der Autor ist kein Opernfreund, doch drängt sich bei den aktuellen Parolen der heutigen Bundesregierung, der Bundeswehr und den gelenkten Medien die Arie auf: „Wie sich die Bilder gleichen...“, aus Tosca von Giacomo Puccini. Über Jahrzehnte ist offenbar diese bereits um 1949 beschlossene Strategie der absichtlichen Konfrontation in der öffentlichen Meinung verdrängt worden. Erinnern wir uns an den Senator Howard Cannon! Nur auf diese Weise konnte der 13. August 1961 eine Sonderstellung erhalten, die ihm gar nicht zustand. Denn mit Waffengewalt gesicherte und geschlossene Grenzen gab und gibt es an vielen Orten in dieser Welt. Die Begründung der Regierung der DDR, man habe einen antifaschistischen Schutzwall errichtet, um den ersten Arbeiter- und Bauernstaat vor der militärischen Vernichtung durch die Imperialisten (NATO) zu bewahren, wurde bei aufgeklärten und unabhängig denkenden Bürgern als durchsichtige Propaganda abgetan. Selbstverständlich waren die Gründe seitens der DDR handfest. Die wirtschaftliche Ausplünderung nahm bedrohliche Formen an, weil im Gegensatz zum legalen Export keine westliche Währung in das Land gelangte, sondern die Güter mit Mark der DDR bezahlt wurden. Der Massenexodus qualifizierter Werktätiger, besonders unter den Wissenschaftlern und Ingenieuren, stellte die DDR vor massive Probleme in Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitswesen. In der heutigen Wiederholung dieses bizarren Dramas tausend Kilometer weiter östlich erfahren die geschichtlichen Ereignise eine ganz andere Sichtweise, so das die Furcht vor einer militärischen Eskalation in der DDR nicht nur den Fantasien stalinistischer Betonköpfe entsprang.


Die Westberliner Bevölkerung jedoch wurde völlig überrumpelt. In einem schmalen Buch wird der Ablauf der Trennung der S-Bahnlinien an der Stadtgrenze sehr genau geschildert. Während der nächtlichen Betriebsruhe in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurden die Gleise in Wannsee, Lichterfelde-Süd, Lichtenrade, Köllnische Heide, Bornholmer Str. Gesundbrunnen, Frohnau, Heiligensee und Staaken durchtrennt und mit Prellböcken gesichert. Dasselbe Schicksal erlitt die Strecke Wannsee-Stahnsdorf, die hauptsächlich von Besuchern des großen Friedhofs in diesem genutzt wurde. Lediglich im Bahnhof Friedrichstraße gab es zwei durchgehende Gleise, die zugleich von den „Interzonenzügen“ genutzt wurden. Diese Aktion betraf lediglich eine wichtige Verkehrsader. Die U-Bahn Linie  "B I" endete statt in de Warschauer Str. am Bf. Schlesisches Tor. Die von Ruhleben her kommende Linie "A I" wurde vor dem Potsdamer Bahnhof unterirdisch gekappt. Sie endete von dem Tag ab im Gleisdreieck. Schon diese Aktionen erforderten neben hoher Geheimhaltung auch einen enormen logistischen Aufwand.3) Dagegen ist die Grenzschließung in der Mitte Berlins mit den verstärkten Grenzsicherungsmaßnahmen um das gesamte Berliner Stadtgebiet eine unvergleichlich höherer Aufwand. Eine solche Planung war einfach unmöglich ohne die Zustimmung der westlichen Alliierten. Es wird noch einen weiteren Punkt zu besprechen geben, wenn wir die folgenden Tage mit den Auswirkungen der S-Bahn Amputationen bewerten wollen. Bereits die Ereignisse dieses Tages sollte man wiederum aus der Sicht des US-Senators Howard Cannon betrachten. Eine militärische Antwort hätte das Eingreifen der Besatzungsmächte erfordert, weil Westberlin „entmilitarisiert“ war und daher auch keine Bundeswehreinheiten beherbergte. Es gab also keine anderen „Jungs“, die man hätte opfern können und Nuklearwaffen besaßen zu dieser Zeit auch die UdSSR in größerer Menge. Im offiziellen Sprachgebrauch der DDR galt Westberlin als „selbstständige politische Einheit“, versehen mit einem eigenen Grundgesetz. Es entsprach der Wirklichkeit, selbst wenn die konservativen Westberliner sich wütend gegen diese Formulierung wandten. Für die BRD war Westberlin längst zu einem entzündeten Wurmfortsatz verkommen, der nur Schmerzen und Kosten verursachte.















Die Alliierten sahen in dieser Stadt lediglich ein zu erhaltendes Prestigeobjekt, wo man mitten in der Stadt Häuserkampf proben konnte und im Süden es eine Geisterstadt gab, die von der US-Army als Vorbereitung für den Einsatz in Vietnam diente. Konrad Adenauer selbst verabscheute Berlin, da in seinem beschränktem Weltbild hinter der Elbe bereits Asien begann. In Westberlin machte sich eine Hysterie breit, die in einer Massenpsychose münden sollte. Der moderne Berliner wurde geboren. Eine hinterhältige Mischung aus Blockwart, unterwürfigem Kriecher und brüllendem Unteroffizier. Die Regierung unter der Ägide des Bürgermeisters Willy Brandt (SPD) suchte händeringend nach einem Ventil für die öffentliche Wut und fand es in der S-Bahn. Zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund bestellten sie sich bei den Bürgern eine Dauerdemonstration in Form des berüchtigten „S-Bahn Boykotts“. Es wurde die Losung ausgegeben, dass die zwanzig Pfennig für eine Fahrkarte der Preisstufe I von „Ulbricht“, oder auch „Spitzbart“ genannt, zum Kauf von Stacheldraht verwendet würde. In seinen „Berliner Sachen“ schilderte auf unnachahmliche Weise Uwe Johnson die damalige Lage und Befindlichkeit in der Reststadt.4)   Arbeitern und Angestellten im öffentlichen Dienst wurde verboten die S-Bahn zu benutzen, meine Schule, die vom Senat gefördert wurde, sah sich gezwungen die dringende Bitte auszusprechen, dass wir doch mit der BVG zur Schule zu kommen und die S-Bahn zu meiden. Der Senat hatte mit der Streichung der Fördermittel gedroht. Die Westberliner besannen sich sofort auf die Tugenden einer Volksgemeinschaft, die ihnen seit 1933 in Fleisch und Blut übergegangen war und von einem Tag zum anderen leerten sich die S-Bahnzüge auf dramatische Art und Weise. Dieses Verhalten führte dazu, dass die BVG nicht mehr genügend Busse zur Verfügung stellen konnte, die Straßenbahnlinien standen bereits schon kurz vor der Abschaffung, so dass nun ein Beförderungschaos ausbrach. Eilig wurden von westdeutschen Verkehrsunternehmen Busse angefordert. So kam es dass auf etlichen Linien Reisebusse fuhren, was für uns Kinder interessant war, aber auch bedeuten konnte, dass der Bus wegen Überfüllung an uns vorbeirauschte. Denn Reisebusse besitzen keine Stehplätze. Zur gleichen Zeit begannen die ersten Arbeiten an der Erweiterung des U-Bahnnetzes, welches aus Linien bestand, die parallel zu den S-Bahn Strecken gebaut wurden. Dieser stadtplanerische Wahnsinn lässt sich noch steigern, indem man die Lügen der damaligen Politiker aufdeckt. Die in der Springerpresse stets „ostzonale S-Bahn“ genannte Verkehrseinrichtung war in Wirklichkeit ein quadrozonales Nahverkehrsunternehmen. Wie in Hamburg wurde nach 1945 die S-Bahn Eigentum einer Treuhandgesellschaft „zur Verwaltung des Reichsbahnvermögens der S-Bahn Berlin-Hamburg“. Gesellschafter waren die vier Besatzungsmächte. In Berlin war der zuständige Stadtkommandant in seinem Sektor zugleich Chef der S-Bahn. Das ging soweit, dass rollendes Material nicht ohne Genehmigung von einem Sektor in den anderen verlagert werden durfte. Das Personal stellte die Reichsbahn gegen Bezahlung, welches aus Westberlin oder aus Ostberlin stammte. Das Gehalt für Westberliner S-Bahn Angehörige wurde in Mark der DDR und zu einem Teil in D-Mark ausgezahlt. An dieser Bezahlung sollte sich zwanzig Jahre später der große S-Bahn Streik entzünden. Die Behauptung, dass die Erlöse in die Tasche Ulbrichts fließen würden, war nichts anderes als eine vorsätzliche Täuschung. Die Medien spielten bei diesem Betrug mit. Schließlich ist der deutsche Journalismus in Hofberichterstattung und Meinungsmache seit über 90 Jahren geschult. Ein erfreulicher Beweis für die Kontinuität der deutschen Leidkultur. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis der eingemauerte Alltag den Berliner Spießer zwischen seiner „Hertha“ und seiner geliebten „B.Z.“, der Berliner BILD-Zeitungsersatz aus dem Hause Springer, fest in seiner Hand hatte. Im Untergrund der geschundenen Seele des Weltstadtbürgers blieb ein heimliches Grollen über die Rolle der Alliierten als „Schutzmächte“. Ein John F. Kennedy musste deshalb anreisen, mit einem angesäuerten Bundeskanzler Adenauer im Schlepptau, und weiße Salbe auf die offenen Wunden des notorischen Westberliners schmieren. Das gelang ihm mit diesem Ausruf „Ich bin ein Berliner“ grandios. Die Weltstadt hingegen bröckelte wie deutsche Innenstädte im Ruhrgebiet heutzutage. Der 2. Juni 1967 bewirkte schließlich den Ausbruch der niedersten Triebe eines Untertanenvolks und zugleich eine Hetzjagd auf Menschen, die es wagten von der regierungsamtlichen Meinung abzuweichen. Die viel beschworene „Demokratie“ in Deutschland ist eine reine Theaterkulisse, was sich gegenwärtig wieder deutlich abzeichnet. Auf diese spezielle Situation der sogenannten „68er“ soll später eingegangen werden.




Die Abwanderung von Werktätigen nahm ungeahnte Ausmaße an. Großunternehmen verlegten ihre Firmensitze nach Westdeutschland und hinterließen eine winzige Abteilung, die nur dazu diente die staatlichen Subventionen zur Wirtschaftsförderung Berlins abzugreifen. Das führte zu solchen bizarren Auswüchsen, dass westdeutsche Speditionsunternehmen ihre LKW nach Berlin schickten, die nur einmal das Europa-Center in der Nähe des Zoos umkreisen mussten, um dann wieder zurück an den Unternehmensstandort zu fahren. In Berlin existierte lediglich ein Briefkasten mit Firmenaufschrift. Diese Rundfahrten berechtigten zum Abzocken der Fördermittel. Interessanterweise machte der Autor dieselbe Erfahrung dreißig Jahre später nach der gloriosen Wiedervereinigung, wo dieses Mal in den neuen Bundesländern Briefkästen für Spediteure eingerichtet wurden, welche dieselbe Betrugsmasche mit Erfolg wiederholten.


Das Fremdenverkehrsamt von Westberlin bewirkte nun die Auflage von Fernsehserien nach dem billigen Strickmuster: „Herz mit Schnauze“. Lokalgrößen wie die Dauersoubrette Brigitte Mira, Harald Juhnke, Edith Hanke, Wolfgang Völz und Günther Pfitzmann, spielten nach althergebrachter Manier die „Posse mit Jesang“ in einem Berlin, dass vor Leierkastenseligkeit nur so strotzte. Ebenso primitiv waren die Fernsehshows des SFB. Die ewig gleichen Requisiten, eine Litfassäule, Gaslaterne, Polizist mit Pickelhaube, Eckensteher und die feine Dame durften nicht fehlen in einem Ensemble, was schon zur Kaiserzeit lächerlich wirkte. Dazu trällerten sie die ewig gleichen Kollo- und Linke- Schlager. Von dem Berliner Taxifahrer, der einen fünfzehnjährigen Radfahrer schnitt, ausstieg und ihm eine runterhauen wollte, weil er nicht „rechts“ genug fuhr, ihn anschließend nach Sibirien ins Arbeitslager zu schicken wünschte, weil da solche „Linken“ hingehören, wurde nie etwas berichtet. Eric Berne, ein Psychiater, der als Schöpfer der Transaktionsanalyse gilt, schrieb ein Buch, was auf deutsch „die Spiele der Erwachsenen“ heißt. Ein bekanntes Spiel nennt sich „Treibhaus“. Es wird meistens in der stationären Psychiatrie, aber auch in politischen Gremien wie auf Parteitagen, Bundestagssitzungen und Talk-Shows mit vermeintlichem „Niveau“ gespielt. Die Teilnehmer einer Gruppensitzung bestärken sich gegenseitig, dass sie es besonders schwer haben, oder nur sie den klaren Durchblick besitzen. Wird eine andere Meinung geäußert, so muss der Andersdenkende wegen Gefährdung der Gruppe niedergemacht werden. Er ist der Störer und Übeltäter. Die Gruppe tritt als solidarische Gemeinschaft gegen den Störenden auf, der die von allen akzeptierte Wirklichkeit bedroht. Dieses pathologische Verhalten wurde zu einem Merkmal der Westberliner Gesellschaft. Nachdem für westdeutsche Männer die Möglichkeit sich durch Wohnsitzwechsel in diese Halbstadt der Wehrpflicht zu entziehen, überflüssig wurde, erfolgte der nächste Bevölkerungsaustausch erst mit der Proklamation Berlins als Bundeshauptstadt. Völlig überraschend jedoch ist die Engstirnigkeit, welche dieses Treibhausspiel in Berlin weiterhin aufrecht erhielt. Eine einleuchtende Begründung ist die Provinzialität der zugezogenen Westdeutschen. Einer Generation aus miefigen Kleinstädten mit endlosen Okal-Fertighaussiedlungen und kitschigen Schleiflackeingangstüren mit Butzenscheiben.


Doch wie lautet der logische Schluss? Dieses entfesselte Spießertum muss wohl auf einen gut vorbereiteten und fruchtbaren Boden getroffen sein. Aber wie sagte doch der Publikumsliebling Hans Rosenthal? „Wir sind hier in einer Weltstadt“. Interessant, es erhebt sich die Frage, wie groß diese Welt dazu wirklich sein muss? Innerhalb des Kreises, wo ein Berliner im Grunewald im schneereichen Winter wegen drückender Blase in den Schnee pinkelt und gleichzeitig mit dem Körper eine Annalena-Baerbock-Wende um 360° vollführt?







So sind wir bisher glimpflich in der Gegenwart angekommen. Noch einmal eine Rückblende in den US-Senat im April des Jahre 1949, als unser Senator Howard Cannon diese ewigen Grundsätze politischen Handelns aussprach. Die BRD und West-Berlin weisen eine erhebliche Ähnlichkeit mit der Geschichte der Ukraine nach 1993 auf. Im Kriegsfall wären die BRD und die DDR in ein total verwüstetes Schlachtfeld verwandelt worden. Als eine stabile Friedenslösung inmitten des kalten Krieges mit den Händen greifbar war, wurde diese von den rechtsgerichteten Parteien nach Kräften sabotiert. Wenn die militärische Stärke der UdSSR überschaubarer gewesen wäre, was hätte dann eigentlich noch das gesamte Deutschland davor bewahren können als Kanonenfutter für die Machtinteressen der USA auf dem „Feld der Ehre“ zu verrecken?


Uns Schülern wurde von den unsäglichen Gemeinschaftskundelehrern, allesamt Parteisoldaten der CDU/CSU, eingebimst bei Strafe des Sitzenbleibens, dass unsere Westberliner Freiheit in Vietnam verteidigt werden würde. Tauschen Sie „Vietnam“ gegen „Ukraine“ aus und Sie wissen, dass dies die neue Staatsräson ist. Erschreckend, dass die damaligen Demonstranten, heute teilweise Regierungsmitglieder einer abgewählten oder neuen Regierungskoalition, „Ho ho Ho Tchi Minh“ und „Freiheit für Vietnam“ brüllten, vor der amerikanischen Botschaft Eier und Farbbeutel an die Wände warfen, nun heute selbst die gehässigsten Kriegstreiber sind. Viel zu oft hat die Möglichkeit bestanden dass die BRD, die DDR und Westberlin zu einem Vietnam oder einer Ukraine werden. Über letzteres ist die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen. Es liegt auch an allen Bürgern, ob dieser Wahnsinn endgültig beendet wird und nach jahrzehntelanger Kriegshetze sich die Erkenntnis überall einstellt:


In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

[Egon Bahr (SPD), im Jahr 2013]





Das war im Jahr 2024. Bis zum Herbst 2025 ist die Kette jetzt  auf
 geschätzte 16 km Länge angewachsen sein.
(Institute for the study of war)




Quellenverzeichnis:

  1. Jürgen Kuczynski: „So war es wirklich – ein Rückblick auf 20 Jahre Bundesrepublik“ herausgegeben vom Staatsskretariat für westdeutsche Fragen, Berlin 1969

  2. https://www.sparkassengeschichtsblog.de/?s=Kupon
  3. Uwe Johnson: „Berliner Sachen“, Aufsätze; suhrkamp taschenbuch, Frankfurt 1975 ISBN 3-51806749-4



Dieser Essay ist eine Einführung für die über mehrere Jahre angelegte Textsammlung zum Thema „permanenter Mauerfall“. Vom Kind zum jungen Erwachsenen erlebte der Autor den Zerfall einer Großstadt, die aus strategischen Gründen dem kalten Krieg geopfert wurde. Die Westhälfte verkam zu einem politischen Schmierentheater, aus der sie sich trotz „Wiedervereinigung“ bis heute nicht hat lösen können.

Die junge arme „Hauptstadt der DDR“ mit ihrer eigenen Dynamik wurde erstickt und durch die bourgeoise Machtergreifung verspießert. Schönfärberisch „Integration“ genannt.

Das Buch dazu wird in Kürze aufgelegt und erscheint bald. Wenn ein genauer Termin feststeht, wird es öffentlich bekannt gemacht.

Wer sich jetzt bis zum Schluss durch diesen Text gekämpft hat, kann jetzt gern einen Videoclip anfordern.

Den ersten und zweiten Teil gibt es hier:

Video permanenter Mauerfall Teil 1

Guck- & Pottkasten "permanenter Mauerfall"  Teil 2



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