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„Meine
engen Grenzen, meine kurze Sicht, bringe ich vor dich.”
geistliches Lied von Eugen Eckert, Pfarrer, Sozialarbeiter,
Liederdichter in Frankfurt/Main.
Kaum ein Begriff in der Physik wird so falsch verstanden
und verwendet wie die Energie. Lediglich die Kraft folgt in
weitem Abstand und ist auch mit der Energie verwandt.
Dennoch scheint die Mächtigkeit dieser „Energie“ aus dem
griechischen „enérgeia” übersetzt als “Wirksamkeit” von
Aristoteles umschrieben als “Wirkkraft, durch die Mögliches in
Seiendes übergeht” unschlagbar zu sein.
Mayer, Joule und Helmholtz haben Mitte des 19. Jahrhunderts dann
den Energieerhaltungssatz formuliert, der in heutiger Form wie
folgt lautet:
„Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet, sondern nur von
einer Form in eine andere umgewandelt werden.”
Da mutet es sehr befremdlich an, wenn eine Bundeskanzlerin, die
eione promovierte Physikerin sein will, ständig von
“Energieerzeugung” oder “Energiesparen” spricht. Das ist ein
Kotau vor den Werbeagenturen, die ihr Image erzeugen und nicht
mit volkstümlichem BILD-Zeitungsniveau sparen. Doch der Bürger
hat auch einen Anspruch, dass er korrekt informiert und belehrt
wird. Dies gehört zur Ethik eines Naturwissenschaftlers.
Gehen wir also davon aus, dass wir umgeben sind von
Energieformen, die entweder gespeichert sind oder sich gerade
durch Umwandeln in einer andere Form bemerkbar machen. Das
könnte natürlich zu dem Trugschluss führen, dass uns “nutzbare”
Energie für immer zur Verfügung steht. Zwar erweckt die
Erde den Eindruck ein geschlossenes System zu sein, doch in
Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Auch gibt es keine
komplette umkehrbaren Prozesse in der Praxis. Auch ein
Akkumulator besitzt nur eine begrenzte Lebensdauer und am Ende
seiner Zeit wird die Ladekapazität immer geringer. Das
“perpetuum mobile” existiert schlicht nicht.
Doch schauen wir uns die heutige Gefühlslage einer im Kriege
begriffenen Nation an. In diesem stählernen Ringen dieses
unseren Landes, natürlich auf der Seite der ewig Guten, geht es
nicht nur um Kampfpanzer, damit in der Ukraine der Krieg gegen
das “Böse” ausgefochten werden kann, sondern in erster Linie um
Rohstoffe in Form von Erdöl und Erdgas. Beide Rohstoffe
enthalten chemische Verbindungen, die unter geeigneten
Bedingungen ihre chemische Energie in Wärmeenergie
umwandeln können oder in anderen chemischen Prozessen zur
Produktion anderer Stoffe genutzt werden. Spätestens seit ein
gewisser Herr Trump die Geschicke des Gottesstaates (god's own
country) lenkte, entstand mit dem “fracking”- Prozess eine Sorte
an Erdgas, die in den USA wegen der hohen Gewinnungskosten nicht
verkäuflich war. Jetzt bot es sich an, ein wenig den Krieg in
der Ukraine zu schüren, weil die unwillige Kolonie mit Namen
“Europa” lieber preiswertes russisches Erdgas und Erdöl
verwenden wollte. Der Erfolg dieser Strategie, die übrigens
einem zaristischen Tyrannen, der ebenfalls einen orthodoxen
Gottesstaat errichten will, erfolgreich in die Hände spielt, ist
nun im allgemeinen Gezeter und der berechtigten Sorge der Bürger
um ein warmes Zuhause deutlich zu spüren. Die neueste
Entwicklung hat eine Wendung genommen. Transportleitungenwerden
zerstört, nicht etwa um damit den Transport von chemischen
Verbindungen dauerhaft zu verhindern, sondern man spezialisiert
sich auf nicht in Betrieb befindliche Rohrleitungen, die aus
politischen Gründen abgeschiebert wurden oder erst gar nicht in
Betrieb gingen. Wem das zurecht merkwürdig vorkommt, dass
ausgerechnet die Hersteller und Betreiber dieser Rohrleitungen
sie am Ende selbst zerstören, der kann sich dann an einen
gestandenen Bundesverkehrsminister, gleich welcher Wahlperiode
auch immer, wenden und ihn um eine Begründung bitten, warum in
einigen Fällen stillgelegte Eisenbahngleise seit über 50 Jahren
erhalten werden und andere blitzschnell nach Einstellen des
Schienenverkehrs abgerissen werden. Vielleicht erhält er darauf
eine befriedigende Antwort. Denn, dass zum Beispiel die
Konkurrenz fremde Rohrleitungen zerstört um ihre eigenen
überteuerten Produkte zu verkaufen, das gehört ja wohl in einer
“sozialen Marktwirtschaft” in den Bereich der
Verschwörungstheorien, nicht wahr?
Also scheint es mit den unbegrenzten Rohstoffvorräten bei weitem
nicht so gut auszusehen, wie es die Politik einem suggeriert.
Als im Jahre die Studie 1970 die Studie “The limits of the
growth” erschien, die wenig später in der deutschen Übersetzung
“Grenzen des Wachstums” auch in Deutschland für großes Aufsehen
sorgte, da deuteten sich bereits Probleme in der Förderung von
Erdöl an, die schließlich im Jahr 1972 so deutlich wurden, dass
im November und Dezember autofreie Sonntage eingeführt wurden.
Zu dieser Zeit wurde auch das Wortungetüm “Energiesparsamkeit”
geboren. Wer die Einleitung gelesen hat, der wird jetzt müde
lächeln, denn Energie einsparen geht natürlich nicht, weil dies
gegen den Energieerhaltungssatz verstößt. Deshalb ist auch ein
hoher oder niedriger “Energieverbrauch” schlicht idiotisch. Das
schert natürlich weder Politiker noch die Journalisten, denn
Physik war ihnen stets ein Gräuel und den Bildungsrichtlinien
des Landes Nordrhein-Westfalens folgend, welche zur
korrekten Rechtschreibung nur fordern, dass es nicht
wichtig ist, wie man etwas richtig schreibt, sondern dass man
etwas schreibt, lässt sich auf Politik und Medien übertragen und
lautet dann: “Es nicht wichtig, dass man weiß, was man
sagt, sondern dass man überhaupt etwas sagt.” So erklärt sich
also auch die katastrophale Unbildung in diesem Lande.
Welche Auswirkungen hat eine solche Geisteshaltung? Nun, wenn
uns klar ist, dass wir auf einer begrenzten Erde leben, es aber
kein “perpetuum mobile” gibt, also auch eine Rückgewinnung von
Wertstoffen niemals wieder die Menge der Einsatzstoffe erreicht
– ja dann bleibt kein anderer Weg als die Nutzung von Rohstoffen
auf ein Mindestmaß zu beschränken. Schließen wir also diese
Betrachtung mit einem lautstarken “Tina!” ab.
Jeder Heilige besitzt gewisse Attribute, der heilige Rochus hat
seine Pestbeule, St. Florian mit dem brennenden Haus, Petrus mit
dem Hahn und der heilige Dietrich Schmalztorff die
Bierflasche. Die Göttin und Heilige der entfesselten
Marktwirtschaft, auch Neoliberalismus genannt, ist Margaret
Thatcher. Sie ist durch dieses “Tina!” bekannt geworden. “There
is no alternative!” In der Tat hat diese Dame
realitätsverweigernd alles getan um weiteste Teile der
Weltwirtschaft an den Rand des Kollapses zu bringen. Doch ist
sie halt eine falsche Prophetin gewesen, denn sie betrachtete
ihre Mitmenschen als dumme Kinder, während sie eigentlich durch
ihr Chemie-Studium hätte wissen müssen, dass sie Unsinn erzählt.
Diesen Unsinn verbreiten bis in die heutige Zeit ihre
Nebengötter Franz Hayek, ein Ösi, der den Untergang des
Habsburger Reiches nie verkraftete, Vater und Sohn Friedman, die
eigentlich mit ihrer kriminellen Gewaltbereitschaft einen Putin
lieben müssten und viele Nachbeter, die sich in den Medien als
Dampfplauderer gerieren und immer wieder beweisen müssen, dass
Wirtschaftswissenschaftler nie die Grundlagen der Mathematik
begriffen haben.
“Eine
Menge ist kompakt, wenn sie beschränkt und abgeschlossen ist.”
So
lautet ein fundamentaler Satz von Heine-Borel in der Topologie.
Die heutige Religion, die auch seitens der Bundesregierung
vorgeschrieben ist, verkündet aber das unbeschränkte Wachstum.
Wer daran zweifelt wird durch die Ideologiepolizei, genannt
Bundes- bzw. Landesämter für Verfassungschutz” verfolgt und die
Zweifler wirtschaftlich unschädlich gemacht. Schließlich ist
Wachstum von dem neoliberalen Gott vorgegeben und an den
Gewächsen soll man den Tüchtigen erkennen.
Dass Wachstum dermaßen verehrt wird, hat mit der menschlichen
Unzulänglichkeit zu schaffen. Große Zahlen sind für einen
Menschen nur schwer zu fassen. Betrachten wir nun unsere Erde.
In idealisierter Form stellt sei eine Kugel dar. Die Oberfläche
der Kugel gehört zu ihrem Inneren. Wir sagen auch Erdkruste
dazu. Umhüllt wird diese Kugel durch eine Atmosphäre aus
verschiedenen Gasen. Die Konzentration der Gasmoleküle, bzw. der
in geringerer Zahl vorhandenen freien Gasatome, nimmt mit der
Entfernung von der Erde beständig ab, bis sie nur noch eine
Gasdichte von 1 bis 2 Molekülen bzw. Atome pro Kubikmeter
aufweist. Die Avogadro-Zahl NA gibt an wie viele
Teilchen in einem Mol unter Normaldruck und der Temperatur von
T=0°C vorhanden sind. Ohne jetzt auf die Mengenangabe Mol weiter
einzugehen sei gesagt, dass ein Mol eines idealen Gases
unter Normaldruck und der o.a. Temperatur ein Volumen von
V=22,4 l besitzt. So benötigen 28 g Stickstoff 22,4l Volumen
unter Normalbedingungen. In diesem Volumen befinden sich
dann NA Teilchen und diese Anzahl
beträgt: NA = 6,223 · 10 23
Teilchen. Der als Forscher und Hochschullehrer weit bekannte
Wilhelm Klemm verglich die Größe dieser Zahl mit der Anzahl der
Wassertropfen, welche den Bodensee bilden. Dennoch ist für den
Mathematiker ohne weiteres eine größere Zahl als Nachfolger
existent.
Im Gegensatz zu einer kompakten Menge, wie sie durch die Erde
verkörpert wird, denn auch eine Gashülle, die sich beständig
nach außen verdünnt besitzt eine Schranke, ab der es
physikalisch sinnlos wird noch Teilchen aufzufinden,
durchbricht eine sogenannte “Wachstumsfunktion” jede Schranke.
Das führt also zu der äußerst unangenehmen Erkenntnis, dass
diese Erde in jedem Falle “verbraucht” wird und damit die
glänzenden Aussichten auf ewigen Reichtum und Leben selbst
für den frömmsten Götzenanbeter unter den Neoliberalen zerplatzt
wie eine Spekulationsblase. Jetzt gibt es natürlich auch in
diesem Falle eine Alternative. Genau genommen sogar zwei, doch
betrachten wir zunächst, die naheliegende und von der westlichen
Politik gerade präferierte Variante.
Sie ist der Lebenserfahrung der Nazi-Zeit nachempfunden, als es
in den letzten Tagen des Endsieges und dem unaufhaltsamen
Vormarsch des “Iwan” hieß: “Kinder, genießt den Krieg, der
Frieden wird fürchterlich!”
Nutznießer des gegenwärtigen Krieges gibt es genügend. Es sind
die eifrigsten Befürworter einer weiteren Esakalation, wozu nun
auch die konvertierten woken Naturanbeter mit ihrer Sonnenblume
gehören. Denn, wenn es um ihren persönlichen Egoismus geht, dann
hört der Spaß aber auf! Daher ist es durchaus ein Sieg des
Neoliberalismus, wenn man sich darauf besinnt, die wenigen Tage
bis zur völligen Zerstörung der Erdoberfläche durch
Nuklearwaffen in einem grün-neoliberalen Rausch zu verbringen um
dann von der Bühne abzutreten. Keine Religion ist aber ohne eine
Hintertür – darauf spekulieren die Kriegsgewinnler - dass sie
noch irgendwo ein Fleckchen finden auf diesem Planeten, wo sie
heimlich überwintern können. Das hätte dann den Vorteil für die
Auserwählten, dass sie wieder weiter wie bisher konsumieren
könnten, ohne dass sie befürchten müssten an die Grenzen des
Wachstums zu stoßen. Denn sie sind “eine kleine gewonnene Schar
und stehen für sich auf der Welt”, in Abwandlung eines bei der
bündischen Jugend beliebten Liedes. Schließlich hätte dann
dieser Krieg eine Reinigung von unerwünschten Mitbürgern
bewirkt, die als unbrauchbares Humankapital hätten aus
Gefühlsduselei noch weiter alimentiert werden müssen. Ganz im
Sinne der FDP-Ikone Malthus. Diese sehr wahrscheinliche
Alternative besitzt aber den Haken, dass sich die Problematik
der begrenzten Erde nicht lösen ließe und sich nur die
Geschichte wiederholen würde, bis zur nächsten “Endlösung”.
Abseits dieser todsicheren Wachstumsvariante, hat auch das
Kriegsende nicht nur in Vorpommern gezeigt, sondern auch an
anderen Orten des zerbröselnden 3. Reiches, dass man sehr
schnell der Realität entfliehen kann. Viele benutzten
Kaliumcyanid, manche jagten sich eine Kugel durch den Kopf,
vergifteten sich mit kohlenstoffmonoxidreichem Stadtgas.
Derartige Denkspiele finden sich häufig unter Tierrechtlern, die
in religiöser Verzückung statt des Opferlammes Jesu, nun vom
Menschen erwarten sich selbst zu opfern, damit Mutter-Tochter
Natur sich wieder regenerieren kann und das Paradies, ohne Adam
und Eva und ohne die Schlange versteht sich, zu ihrem
ursprünglichen biblischen Reichtum eines Garten Eden wieder
erblüht. Alles schön und gut mit der Opferbereitschaft, nur
wundert es mich, dass diese Naturreligiösen nicht mit gutem
Beispiel vorangehen wollen, sondern erst einmal die
“Unbelehrbaren” und “Unwissenden” in die ewigen Jagdgründe
befördert sehen wollen. Doch unterstellen wir den
Visionisten:lgbqti*Innen, dass sie natürlich aus
wissenschaftlicher Sicht den Erfolg ihres Projektes begutachten
wollen, ehe sie von der Bühne zum St.Nimmer-leinstag abtreten.
Sie würden dann leider zur Kenntnis nehmen müssen, dass es in
der Natur nicht so zugeht wie bei der Heidi auf der Alm, sondern
dass ein Wachsen, Schwinden, nur zeitliches Verbleiben von
Lebewesen, Pflanzen bis hin zu Bakterien und Viren beständig
sich vollzieht. Ihnen ist entgangen, dass wir in einer Welt der
dynamischen Gleichgewichte leben, die Thermodynamik nimmt dies
als einen selbstverständlichen Fall an und diese einfachen
Lösungen, wie Kurzduschen, Waschlappen, Fleischverzicht und
Insektenverzehr sinnlos sind, weil dadurch meistens das
Gleichgewicht zu einer anderen Komponente hin ausweicht. Eine
grundlegende Veränderung würde nur ein ordentlicher Nuklearkrieg
bewirken, wo durch die ausgeworfene Menge radioaktiven
Erdstoffes jedes Leben abgetötet wird, sofern es nicht vorher
verdampft oder verbrannt ist. In Folge dieser unvorstellbaren
ausgeworfenen Staubmengen käme es zu einer vollständigen
Abschirmung vom Sonnenlicht und dadurch würden die Temperaturen
auf der Erdoberfläche derart absinken, dass restliches Wasser
einen Eispanzer bilden würde, der Boden bis in große Tiefen
vereiste und es dann der noch verbliebenen Erdwärme im Inneren
erst nach langer Zeit gelingen könnte den Temperaturunterschied
auszugleichen. Dieser von Experten als “nuclear freeze”
bezeichnete Effekt hat sich bereits in den ersten Milliarden der
Erdgeschichte abgespielt, als Unmengen magmatischen Materials
als feinkörnige Aschen ausgeworfen wurden. Damals reichte der
Wärmestrom aus um nach geologischen Zeiträumen den Eispanzer
abzuschmelzen. Abhängig von der gegenwärtigen
Wärmekapazität des Erdinneren könnte dies auch zu einem ewigen
Erkalten des Planeten führen. Also selbst die radioaktive
Strategie des sich Selbstentleibens auf dieser Erde führt nicht
zu einem erfreulichen Resultat.
Kommen wir zu einer weiteren Alternative. Sie ist der
Schwingungslehre in der Physik entlehnt. Ein einmal angestoßenes
Pendel kommt auch mit der bestmöglichen reibungsarmen Lagerung
im Aufhängepunkt zu einem Ende, wo keine merkbaren Schwingungen
mehr ausgeführt werden. Man spricht von einer gedämpften
Schwingung. Die Pendelausschläge, in der physikalischen
Schwingungslehre als “Amplituden” bezeichnet, werden stetig
geringer. Sie folgen einer exponentiellen Funktion mit negativer
Hochzahl. Ein Beispiel wäre die Funktion y = 2-x
Setzen wir für x die Zahlen
1,2,3,4,... ein, so erhalten wir die Folge: an
= 1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16,... an
nimmt also schnell kleine Werte an, die Abnahme ist zuerst sehr
hoch und wird dann weniger. Lassen wir einmal diese Folge von
dem PC als Funktion berechnen und grafisch ausdrucken. Dann
erhalten wir folgendes Bild.
Wir sehen, dass der Abfall der Kurve besonders steil zu Anfang
ist um dann deutlich abzuflachen und am Ende sich dann der
X-Achse anzunähern. Die Ökonomen sprechen also dann von einem
negativem Wachstum, was schon ein Widerspruch in sich ist. Es
klingt aber für Unbedarfte und damit meinen Politiker in
den Ohren ihrer Wähler angenehmer als der wahre Begriff
„Schrumpfung“. In der Kernphysik beschreibt diese Kurve den
radioaktiven Zerfall eines radioaktiven Elementes. Das Pendel,
von dem eben die Rede war, wird von dieser Kurve eingehüllt.
Eine solche „gedämpfte“ Schwingung zeigt das nächste Beispiel.
Um die einhüllende Kurve deutlich zu kennzeichnen, sind an den
positven Spitzen der Schwingung Punkte gezeichnet. Vergleichen
wir die Punktlinie mit der oben angegeben Kurve, so ist die
Ähnlichkeit nicht zu leugnen.
Beispiel
einer gedämpften Schwingung, wie sie z.B. ein Fadenpendel nach
einmaligem Anstoßen aus der Ruhelage ausführt.
Das
Gegenteil dazu ist die ungedämpfte Schwingung, wie sie hier
ersichtlich ist.
Eine
Orgelpfeife aus Kaiser Wilhelms preußischen Staatsorgeln
erklingt im damals sehr modischen dumpfen Tone. (Register:
Bootsmannpfeife 4', Ausführung für hohen Winddruck
in asthmatischer Kegellade)
Schauen
wir uns dagegen das echte Wachstum einmal an. Das Gesetz ist nun
in das Gegenteil verkehrt und die Zahlenfolge lautet: 1, 2, 4 8,
16,... So vermehren sich Einzeller wie die Erreger der
Amöbenruhr oder die Trypanosomen, welche die
Schlafkrankheit auslösen.
Diese Kurve, oder wie der Mathematiker sagt: Funktionsgraph,
gehört zu den klassischen Wachstumsfunktionen, die als
„Exponentialfunktionen“bekannt sind. Sie wächst stärker als jede
noch so große Potenz von x. Wenn also unsere Erde als beschränkt
und abgeschlossen gilt, dann sieht man schon an diesem Bild, wie
schnell die Kurve an eine Grenze stößt. Die Wahnidee vom
„unbeschränkten Wachstum“ beruht lediglich auf der Erfahrung,
dass im kapitalistischen System nach Ausweiden einer Ressource,
sich eine neue Quelle auftat, die erfolgreich vermarktet wurde.
Als der Markt an Personalcomputern gesättigt war, wurden erst
Laptops und Netbooks beworben, bis dann die Handies zu
Mikrocomputern umgebaut wurden und damit die heutige
„Smartphone-Subkultur“ geschaffen wurde. Die angenehmen
Nebeneffekte sind zerlegte Autos und Entsorgung überflüssigen
Humankapitals, durch das Rumtatschen auf den Handies, wo der
oder die Fahrerin durch das lästige Lenken und
Verkehrsbeobachten von der viel wichtigeren Tätigkeit des
Verschickens eines Selfies an die „peer group“ abgelenkt wurde.
Neben der Schaffung von Produkten, die eigentlich überflüssig
sind, gibt es natürlich auch die bewährte gute Form der Produkt-
und Humankapitalvernichtung in Form eines schönen Krieges. Dass
dies heute noch nicht „old technology“ ist, haben die jungen
Grünen mit ihrer Kriegsbegeisterung und dem Engagement zur
Stimulierung der Rüstungsindustrie bewiesen. Man kann manchmal
auch den jungen Leuten mit einem Griff in die Mottenkiste,
wo Opa seine Wehrmachtsuniform aufbewahrte, als er die Freiheit
im Kampf gegen die Russen an der Oder verteidigte, eine Freude
bereiten. Alles in allem bleiben die Grenzen des Wachstums
bestehen. Sie werden nur auf unterschiedlichem Wege erreicht.
Physikalisch gesehen gleicht unser Beispiel des unbegrenzten
Wachstums der Kettenreaktion bei der Kernspaltung, die aber noch
steiler verläuft, weil nicht nur ein Neutron freigesetzt wird,
welches in der Lage ist ein weiteres Atom zu spalten.
Wollen
wir das in der Schwingungslehre betrachten, so lässt sich dies
ungefährlicher und leichter verfolgen. Nicht nur begeisterte
Violinvirtuosen, sondern auch blutige Anfänger, die weniger
virtuos aber um so wirkungsvoller das Gehör ihrer Mitmenschen
strapazieren, kennen die Wirkung der Resonanz. Bei gewissen
Tönen beginnen die hauchdünnen Champagner-Gläser im
Wohnzimmerschrank zu schwingen und im ungünstigsten Falle gibt
es Glasbruch. Meine Tante, die sich auch an der Geige versuchte,
schaffte dies aus dem Handgelenk. Ihre Künste auf der Violine
konnten tatsächlich jeden Stein erweichen. Dieser unerwünschte
Effekt nennt sich „Resonanzkatastrophe“. Er kann sich nicht nur
auf Brücken ereignen, wenn eine Armeeeinheit im Gleichschritt
darüber marschiert, sondern mein Bruder brachte mit
einigen seiner Freunde durch rhythmisches Kniegelenkwippen im
Gleichtakt auch die betagten Berliner Straßenbahnwaggons zum
Schwingen, wenn man sich weit ab genug von den Achsen zur
Gymnastik verabredete. Betrachten wir eine solche Schwingung,
welches anhand eines virtuellen Weinglases, welches durch die
Übungen in der 4. Lage eines dazu verdonnerten Kindes beginnt,
und wie diese Schwingungen sich aufschaukeln.
Wird durch die erzwungenen Schwingungen des Geigenspielers die
Zugfestigkeit des Glases überschritten, zerspringt es. Neben der
Klangkatastrophe ist damit auch eine Resonanzkatastrophe
ausgelöst worden. Die einhüllende Kurve entspricht exakt dem
Funktionsgraphen für das unbeschränkte Wachstum.
So wird es einleuchtend, dass der Wachstumsfetischismus nur dann
nicht sofort alle Grenzen sprengt, wenn die
Wachstumsgeschwindigkeit gering ist. Der Denkfehler, welche die
neoliberalen Päpste begehen, das ist die Annahme, dass man ein
Geschäftsmodell ausschlachten kann, bis der Abdecker erscheint
und sich dann nach einem neuen Wirtstier umschaut. Ein
Schmarotzertum, dass dieser angebliche Superminister Wolfgang
Clement (ex SPD), von seinen Genossen in seinem Wahlkreis auch
zutreffend "Graf Rotz" genannt, allen Empfängern von Leistungen
nach dem SGB II, im Volksmund Hartz IV, unterstellte.
Bei den von ihm vergötterten Unternehmern lautete dann
seine Beurteilung für den gleichen Tatbestand: „unternehmerische
Verantwortung“.
Doch auch die so beweglichen und hochgebildeten Mitarbeiter des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie der theologische
Kunstgießer und Kulturexperte des MDR, Thomas Bille, ist ein Fan
des Kapitalismus, wie er öffentlich bekannte: „ich bin ein
Freund des Kapitalismus, weil er so unwahrscheinlich kreativ
ist...“. Das geschah in einer typischen „Mutmach-Jubelsendung
für Langzeitarbeitslose“. Stolz präsentierte er eine junge Frau,
die sich mit einem Notebook bewaffnet in Berliner Szenekneipen
an einen Tisch setzt, um dort auf Befragen neugieriger Touristen
über ihre unwahrscheinlich wichtigen Projekte, die sie gerade
auf dem Laptop bearbeitet, zu referieren. Gegen ein Entgelt der
Wirtin oder des Wirtes. Statt also grenzdebilen Tattergreisen
den Oberschenkel zu massieren und sie so spendabel und
konsumfreudig zu stimmen, ist sie lieber die digitale Variante
einer Animierdame zum Wohle der freien Marktwirtschaft und
bestreitet so als "startup"-Unternehmerin ihren Lebensunterhalt.
Die Begeisterung von Thomas Bille kannte keine Grenzen. Meine
dagegen hielt sich in engen Grenzen und plötzlich musste ich an
den in die Luft gesprengten Alfred Herrhausen denken, der einmal
einen Kommentar zur Dienstleistungsgesellschaft, die als
Erfolgsmodell gegenüber der traditionellen Industriegesellschaft
gepriesen wird, so formulierte: „Wir können nicht davon leben
uns gegenseitig eine Pizza ins Haus zu liefern“. Es scheint
also, als ob die Wirtschaftsweisen zwar mit Wirtschaften viel
Erfahrung haben, doch damit wohl ganz bestimmte Wirtschaften
meinen, in denen sie gern ihre Freizeit verbringen und unter
sich sind.
Wenden wir uns deshalb einem praktischen Beispiel zu. Denken wir
an eine Lagerstätte, in der ein kostbarer Rohstoff abgebaut
wird. Zur Vereinfachung nehmen wir einen Tagebau an, wo pro Jahr
eine gewisse Fördermenge zu hohen Preisen auf dem Markt verkauft
wird. Der Rohstoff wird vor Ort zu einem verkaufsfähigen Produkt
aufbereitet, wozu in dieser Grube noch eine weitere Anlage zur
Anreicherung und Veredlung betrieben wird. Da diese Grube zu
einem Bergwerkskonzern gehört, der sich an den Börsen hoher
Beliebtheit erfreut und dessen Aktionäre sich ebenfalls fetter
Dividenden erfreuen, ist jede Tochtergesellschaft auf wachsenden
Gewinn getrimmt. Der Vorstandsvorsitzende, von der deutschen
Wirtschaftspresse zum “Manager des Jahres X” gekrönt, ein Mann
in den besten Jahren mit dem Namen Schimmelkopp wird dadurch
besonders motiviert und fordert neben ausgedehnten Jahresprämien
für das Top- Management und Investitionen in eine neue
Unternehmenspräsentation die jährliche Umsatzsteigerung um 7%.
Ein ehrgeiziger Plan, der von den Medien wohlwollend und
begeistert beklatscht wird. Nun ist aber aus den Mitarbeitern
nicht viel mehr auszupressen, da er schon die letzten
Jahre dazu nutzte, jeden nur denkbar überzähligen Arbeitnehmer
zu entlassen. So bleibt ihm nichts anderes mehr übrig, als die
Produktion der Bergwerke jährlich um 7 % zu erhöhen. Die
geologische Abteilung im Konzern ist sehr skeptisch, weil die
Vorräte der Lagerstätten aller Bergwerke nur für eine
Lebensdauer von 30 Jahren bei dem derzeitigen Fördervolumen
ausreichen. Schimmelkopp kriegt einen Wutanfall und will davon
nichts wissen. Ein Student der bekannten Adalbert-Steinbeißer
Hochschule hat in der bisher geheim gehaltenen Masterarbeit
herausgefunden, dass eine Verkürzung der Förderungszeit bei
gleichzeitiger um jährlich 7 % wachsender Fördermenge den Preis
der Rohstoffe zwar geringfügig sinken ließe, jedoch dadurch die
konkurrierenden Bergwerke in Afrika und Bolivien ihren Betrieb
wegen Unwirtschaftlichkeit einstellen würden. Daraufhin hatte
Herr Schimmelkopp ein Expertenteam von Fichtenbaum-Consult mit
dem Erstellen eines Szenarios für die zukünftige
Rohstoffsituation der Produkte, die sein Unternehmen liefert,
beauftragt. Er wollte wissen, wie der Bedarf und die möglichen
Marktanteile in zehn Jahren aussehen würden unter
Berücksichtigung des Zukaufs oder Aufbaus neuer
Bergwerksbetriebe. Das Szenario fiel erstaunlicherweise sehr
günstig aus. Allerdings gab es seitens der Fichtenbaum – Consult
die Warnung, dass diese Marktbereinigung von entsprechenden
global agierenden Beratern begleitet werden müsse, die so
aufgestellt seien wie Fichtenbaum – Consult selbst. Demnach
würde durch die Produktionssteigerung bei der Konkurrenz durch
den Preisverfall eine desolate Lage entstehen, die zu
Bergwerksstillegungen führen würde. Das hätte aber für das
Unternehmen von Schimmelkopp den hervorragenden Effekt, dass die
Gruben für ein Appel und ein Ei zu haben wären. Das würde dem
Herrn Schimmelkopp neue Synergie-Effekte bescheren und durch
diese Schnäppchen könne munter die Wachstumsstrategie
eingehalten werden bei gleichzeitiger leichter Preisreduktion
der Rohstoffe. Doch am Ende gäbe es nur einen Gewinner, der
“Schimmelkopp” heißen würde. Das war natürlich für den
“Leistungsträger” eine herrliche Aussicht und da sein Vertrag
noch einige Jahre für diese Bergwerksgesellschaft gültig war,
rechnete er sich aus, dass danach für ihn ein “anstrengungsloser
Wohlstand in spätrömischer Dekadenz “ ausbrechen würde. Getreu
diesem Motte seines Lieblingspolitikers, welcher gerade
Außenminister in der liberal-konservativen Bundesregierung
wurde. Auch als Außenminister betete er jedem, den er traf,
seine Litanei von erfolgreicher Wirtschaftspolitik
herunter. Wie im Rosenkranz das ständig wiederkehrende
“Gegrüßet seiest Du Maria...” tönte es bei ihm mit heller Stimme
wieder und wieder: “Wachstum, Wachstum über alles”.
Bevor wir den Herrn Schimmelkopp zu seinem weisen Ratschluss
beglückwünschen, denn er setzte diesen Plan spornstreichs um,
schauen wir uns einfach einmal die Diagramme aus der
montangeologischen Abteilung seines Konzerns an.
In der nebenstehenden Abbildung ist eine fallende Gerade zu
sehen, die die Abnahme der Vorratsmenge mit dem steigenden
Lebensalter der Grube bei gleichbeliebender Förderung von
100 000 jato, wie seit dem Beginn des Abbaus vor zehn Jahren
zeigt. So hatte es die geologische Abteilung vorgesehen, als sie
nach der Exploration dieser Lagerstätte die montangeologische
Vorratsberechnung vornahm. Dreißig Jahre gelten bei vielen
Lagerstättentypen als eine ordentliche Lebensdauer.
Doch dieses zuvor erstellte Planungsmodell wird niemals einer
solchen Hannoveraner Dynamik, die stur eine konstante
Förderquote vorsieht, standhalten. Zu viele Faktoren
beeinflussen die Lebensdauer einer Lagerstätte. Ein Beispiel
haben wir ja schon in Schimmelkopps Visionen kennen gelernt.
Aber, selbst wenn das Management auf dem Teppich bliebe, eine
Reihe von Einflussgrößen lassen sich nicht vorher bestimmen.
Während der Explorationsphase sind über die Eigenheiten dieser
Lagerstätte eine ungeheure Menge an Daten gesammelt worden. Das
beginnt mit der Analyse der dort vorkommenden Wertminerale,
ihren Verwachsungen mit störenden Beimischungen, in der
Fachsprache "Gangart" genannt, der Transportwege, der
politischen Situation, den Umweltbestimmungen, der Aufbereitung
zu Konzentraten und schließlich deren Verhüttbarkeit. Am Schluss
dieser Datensammlung folgt noch der schwierigste Teil, weil
kaufmännisch "flexibel" und daher nicht wissenschaftlich
belegbar eine Marktprognose erstellt wird. Diese Prognose ist
etwas genauer als das Lesen im Kaffeesatz oder das Ergebnis
von Bleigießen, sie entscheidet über Tod und Leben der
Lagerstätte. Denn jetzt wird aus allen Datensätzen der "cut off grade"
berechnet. Diese Kennziffer gibt den Mindestgehalt des
Wertminerals im Lagerstättenkörper an. Daraus lässt sich dann
das Volumen dieser Lagerstätte berechnen und daraus der Vorrat
in Tonnen, um dann zu einer Lebensdauer zu kommen, die mit den
zu tätigen Investitionen dann von Ökonomen bewertet wird. So
sterben viele Projekte einen leisen, manchmal für die Geldgeber
auch ruinösen Tod. Andere dagegen werden bei erfolgreicher
Prüfung realisiert und durchgeführt.
Eines der großen Projekte der Bundesrepublik war die Exploration
einer Eisenerzgrube im afrikanischen Liberia. Mitte der
sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann dort der
Abbau des Eisenerzes. Doch der liberianische Bürgerkrieg, der
Ende der Achtziger Jahre immer weitere Kreise zog, erreicht 1989
die Stadt Bong Town, der Wohnsiedlung der Beschäftigten in
diesem Bergwerk. Alles wurde schleunigst aufgeben und die
letzten ausländischen Beschäftigten dort ausgeflogen. Das war in
dem ursprünglichen Abbauplan nie vorgesehen, der natürlich immer
wieder angepasst wurde, weil die Erze immer stärkeren
Qualitätsansprüchen genügen mussten und damit die Aufbereitung
komplizierter und teurer wurde. Für die BRD stand auch ein
gewisser Prestigeverlust ins Haus, denn der Markt für Eisenerze
ist hart umkämpft und das Angebot hochwertiger Konzentrate oder
Pellets ist groß. Das jetzt wieder ins Gerede gekommene
Eisenerzbecken "Krivoi Rog" in der Ukraine liefert jedoch nur
noch eine Erzqualität, die einem heutigen Hochofenchef die
Tränen des Mitleids in die Augen treibt. So gelten die alten
lateinischen Weisheiten: sic transit gloria mundi oder tempora
mutantur et nos in illis.
Halten wir also folgende Einflussgrößen fest:
-
veränderte Qualitätsansprüche an den Rohstoff durch neue
Technologien
- die
Nachfrage sinkt oder steigt, je nach Marktsituation und
ebenfalls technologischer Entwicklung
- die
Anforderungen an einen umweltgerechten Betrieb schränken das
Abbaugebiet ein, erfordern neue Investitionen
-
politische Systemveränderungen verlangen neue Konditionen zur
Beschäftigung inländischer Mitarbeiter. Streiks, Bürgerkrieg
oder andere kriegerische Auseinandersetzungen – alles
erfordert tiefgreifende Änderungen für den Abbau- und
Aufbereitungsbetrieb.
-
unvorhergesehene geologische Überraschungen infolge
schlampiger Untersuchungen, Eitelkeiten einiger Lagerstätten-
und Aufbereitungsexperten, die unerwünschte nicht zu ihrer
Glaubensauffassung gehörenden Fakten ausgeblendet hatten,
welche sich jetzt aber sehr deutlich bemerkbar machen.
-
Klimatische Einflüsse, die komplette Hangrutschungen,
Überschwemmungen und irreparable Schäden an Maschinen und
Gebäuden hervorrufen.
- Die
Transportwege halten der Güterlast nicht statt und müssen
verbessert oder neu angelegt werden.
Die Liste ist nicht vollständig, sie reicht aber aus um einen
Eindruck über ein solches komplexes Projekt zu gewinnen. Wer
zufällig einen Steinbruch in seiner Nähe kennt, der vielleicht
noch in Betrieb ist, mag solche Probleme zuvor vielleicht als
eine rein kommunales Angelegenheit angesehen haben, doch dürfen
wir nicht vergessen, dass Deutschland ein rohstoffarmes Land ist
und es nach dem 2. Weltkrieg zwar noch eine größere
Bergbautätigkeit gab, welche aber ständig abnahm und lediglich
im Bereich der Salzminerale und einer eisenschüssigen
Kalksteingrube mit Namen "Wohlverwahrt-Nammen" bei Porta
Westfalica noch stattfindet, sieht man von der
Braunkohleförderung und anderer fossiler Brennstoffe ab.
Dadurch verbinden weite Teile der Bevölkerung mit Bergbau und
Rohstoffen Produkte, die einfach geliefert werden und den Mangel
daran als Bedrohung für die Volkswirtschaft. Die Grundfrage
jedoch nach der Verfügbarkeit dieser Rohstoffe wird nur selten
gestellt und meist sehr unfachmännisch diskutiert. Lediglich in
kriegerischen Zeiten, wo als geradezu natürlicher Reflex die
Verfügbarkeit eines Rohstoffes von strategischer Bedeutung ist
und deshalb als Waffe eingesetzt wird, macht sich eine
dramatische Katastrophenstimmung breit, bis die Regierungen
ihren Etat den darbenden Schreiern der Konzerne zugänglich
machen und dies gleichzeitig zum Stärken des Wehrwillens in der
Bevölkerung nutzen. Es ist dann der altböse Feind, der die
deutsche Bevölkerung leiden lässt. Die völlig berechtigte Frage,
ob es nicht die heimischen Koofmichs sind, die aus absoluter
Profitgeilheit die einfachsten kaufmännischen Grundsätze über
Bord warfen, indem sie sich nur von einem Lieferanten abhängig
machten, die wird nicht gestellt und wer es trotzdem tut
betreibt feindliche Kriegspropaganda.
Natürlich
haben sich die edlen Deutschen nie an solchen Kriegsverbrechen
beteiligt. Darum wird ja auch der Bürger zurecht mit Strafe
bedroht, wenn er Kriegsverbrechen nicht als solche öffentlich
benennt. Der uneingeschränkte deutsche U-Boot-Krieg im 1.
Weltkrieg hatte ja nicht etwa das Aushungern der britischen
Bevölkerung zum Ziel - nein, die britische Bevölkerung sollte
pädagogisch geschickt durch "nudging" (neoliberaler Begriff für
manipulative Psychotechniken) zu einer gesunden Ernährung
gelenkt werden. Deshalb ist auch eine grüne feministische
Außenministerin mit ihrem Kollegen von der Heizungs- und
Warmwasserinstallation ja auch von einer unbedingten möglichst
nie aufhörenden Kriegswirtschaft begeistert, weil so auch die
deutsche Unterschicht dazu gebracht wird sich endlich bewusster
zu ernähren und sich abzuhärten.
Doch lassen wir den Herrn Schimmelkopp nicht aus den Augen.
Die Neuberechnung der nun jährlich um 7% steigenden Förderquote
wird natürlich die Lebensdauer der Lagerstätte stark verkürzen,
doch was sind schon 7%? Soviel Zinsen hat es zu den besten
Zeiten des bundesdeutsche Pfandbriefes für jeden eifrigen Sparer
in der BRD gegeben. Das zeigt die folgende Grafik.
Unschwer ist zu erkennen, dass ausgehend von einer
Jahresfördermenge von 100000 t des Rohstoffes zum Zeitpunkt der
Entscheidung des Herrn Schimmelkopp mit Auslaufen seines
Vertrages, fünf Jahre später, auch das Ende dieses Bergwerks
erreicht ist. Von den 20 Jahren, die ursprünglich noch geplant
waren, kommt es nach diesem erfreulichen Wachstum zum Exitus in
nur rund fünf Jahren. Herr Schimmelkopp dürften wir heute dann
in einem der typischen Rentnermillionärsparadiese antreffen –
wenn er nicht noch über sich hinaus gewachsen wäre. Doch dazu
gleich.
Betrachten
wir das krasse Gegenbeispiel. Eine Verringerung der Förderung
bei gleichzeitiger Investition in die Forschung von
Ersatzstoffen oder der Wiedergewinnung dieses Rohstoffs aus den
ausgedienten Produkten oder anderen Abfällen. Wie sähe dann die
Lebensdauer aus? Der Einfachheit halber sei die Abnahme des
Lagerstättenvorrats, in unserem Beispiel 2 Millionen t gleich
100%, gegenüber der Zeit in Jahren aufgetragen.
Deutlich ist eine zunächst steile Abnahme der Förderung in den
ersten zehn Jahren zu sehen, die dann immer mehr abflacht. Eine
Zeitspanne, in der genügend Zeit zur Entwicklung alternativer
Rohstoffe, zur Anpassung an den technischen Fortschritt bleibt.
Allerdings muss die Gesellschaft auch die entsprechende
Forschung und Entwicklung finanzieren, denn für den Kaufmann
entspricht eine solche Entwicklung eines von Dante leider
vergessenen Infernos. Die Finanzwirtschaft wird alles aufbieten
bis hin zum Militärputsch mit Hilfe befreundeter Staaten um
diese Entwicklung zu blockieren. Die USA sind da ein
verlässlicher Partner, wie das Beispiel Chile zeigt.
Denn
wie man es auch dreht und wendet: es wird immer einen letzten
Vorrat geben, der aufgebraucht wird. Nun werden natürlich
chemisch Gebildete hellhörig. Denn das erste chemische
Grundgesetz besagt, dass die Masse der umgesetzten Stoffe in
einer chemischen Reaktion erhalten bleibt. Das gilt natürlich
nur für ein geschlossenes System, da wir aber zuvor die Erde als
ein geschlossenes System definiert haben und den Schwund an den
Rändern der Exosphäre vernachlässigen wollten, dürfte von den
Rohstoffen nichts verloren gehen. Das betrifft aber nicht die
physikalischen Reaktionen wie die Kernspaltung. Da hoffen wir ja
bei der Lagerung der radioaktiven Abfälle, dass sie so schnell
als möglich in ihre stabilen und ungefährlichen Endglieder der
Zerfallsreihe gelangen.
Nur
ist eben die Rückgewinnung der Rohstoffe aus den "verbrauchten"
Produkten energetisch viel aufwändiger als die ursprüngliche
Reaktion. Das liegt eben daran, dass Rückverwandlung in die
ursprügliche Energieform, also ein reversibler Vorgang, nur ein
theoretischer Idealfall ist. Dennoch wird an einem umfassenden
Recycling und der Rohstoffgewinnung durch neue biologische und
chemische Methoden auch heute noch unrentabler Vorkommen kein
Weg vorbei gehen.
Es
wird dabei viel Lärm um den buntgefärbten Wasserstoff gemacht.
Das ist Primitivalchimie, die vielleicht dem Kenntnisstand eines
Politikers angemessen ist, sonst aber nur den Ignoranten und
absoluten Hohlkopf verrät. Wasserstoff ist natürlich ein
farbloses Gas, mit dem kleinsten Molekül unter den Gasen und
chemisch sehr unangenehm in seiner Handhabung. Diese idiotischen
Farbgebungen beziehen sich auf die Synthese des Wasserstoffs,
wobei man die abenteuerlichsten Edukte heranzieht um ein
"greenwashing" durchzuführen. Das hat nichts mit seriöser Chemie
zu tun, sondern mit Volksverdummung. Wer einmal die lustigen
Besonderheiten des Wasserstoffs näher kennenlernen möchte, der
schaue auf das Archivfoto rechts.
link
zum Originalfoto
Lakehurst
1937, das Luftschiff "Hindenburg", welches seinen Auftrieb aus
der geringen Dichte des Wasserstoffs bezieht, ist explodiert.
Der
Herr Schimmelkopp allerdings kam nicht so einfach in den Genuss
des Seniorenprogrammes für reiche Leistungsträger der FDP,
sondern er fuhr erfolgreich den Konzern vor dem Ablauf besagter
fünf Jahre gegen die Wand. In den wirtschaftlichen Abgrund gerissen
wurde auch ein zu dem Konzern gehörender
internationaler Anlagenbauer, neben anderen Hüttenbetrieben. Das
folgende Bild aus dem Duisburger Süden besitzt nicht nur
Symbolkraft, sondern erinnert an den Standort einer sehr
erfolgreichen Recycling-Hütte, die durch die Verdienste seines
Managements dem Erdboden gleich gemacht wurde, samt der
Arbeitsplätze und nun mit einem Kunstobjekt für
Langzeitarbeitslose zu deren Erbauung geschmückt wird.
Hat es keine Proteste gegeben? Nein, denn zu diesem Zeitpunkt
hieß das Zauberwort "Strukturwandel" und es gingen jeden Tag
fast 1000 Arbeitsplätze verloren, aus der Politik war lediglich
zu hören, dass täglich dafür neue Jobs geschaffen würden, wie
zum Beispiel Fahrradkuriere oder Callcenter Agenten wie sie zum
Beispiel bei der Firma "Tickdumm" in den Räumlichkeiten der
Unternehmenszentrale eines bankrotten Oberhausener
internationationalen Maschinen- und Anlagenbauers existierten,
wo manchmal der neue Arbeitgeber aus pädagogischen Gründen die
Mitarbeiter am Telefon stehend, Rentner, Hausfrauen und
Kleinsparer zum Abschluss von Lebensversicherungen und ähnlich
sinnloser Dinge beschwatzen mussten. Das unpassende Wort
"Deindustrialisierung" wird wie heute der Buchstabe "Z" auf die
Bannliste gesetzt.
Das ist aber für unsere Betrachtungen auch erst einmal
unerheblich. Anhand der grundsätzlichen Überlegungen zu den
Grenzen des Wachstums wird die Frage der geeigneten
Industriepolitik in einem ganz anderen Umfeld diskutiert werden
müssen.
Fassen
wir zusammen:
- es gibt
in einem geschlossenen System kein unbegrenztes Wachstum ohne
eine Schranke zu erreichen.
- das
Gegenteil dazu ist eine Schrumpfung, die entweder bei einem
Festwert endet oder sich dem Festwert beliebig annähert.
- Während
des Wachstums kann es durchaus zu Schwingungen mit Ausschlägen
in positive oder negative Richtung kommen, so dass die
Wachstumskurve eine Einhüllende dieser Schwingungen bildet.
Das wäre z.B. ein periodisches Abwechseln von Überangebot und
Mangel.
- Die
Kombination von Wachstum und Schrumpfung führt zu einem
Festwert, wo periodische Ausschläge stattfinden und über lange
Zeit stabil bleiben. Das wäre mit den nachwachsenden
Rohstoffen zu vergleichen.
Die sich daraus ergebende Frage lautet daher:
Wie muss ein System gestaltet werden, das einen minimalen
Verbrauch an Primärrohstoffen über einen sehr langen
Zeitraum gestattet und ist dies mit dem herkömmlichen
wirtschaftlichen Modell, welchem ein permanentes Wachstum
zugrunde liegt, überhaupt vereinbar?
Diese Frage wird im Teil 2 dieser Betrachtung einer genauen
Untersuchung unterworfen.
Fortsetzung in Teil 2
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