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- Vor über 30 Jahren kam
der Autor in einem Seminar für Verkaufsförderung mit der
Transaktionsanalyse in Berührung. Die war so faszinierend,
weil sich damit eine Fülle von zwischenmenschlichen
Beziehungen erklären und verstehen ließen. Der Vorteil zur
längst überholten Psychoanalyse besteht darin, dass jeder
Mensch der mit einem Anderen kommuniziert selbst Teil des
Systems ist. Diese Form der Analyse übt das Verständnis für
bestimmte Gesprächsverläufe und daraus folgen de Handlungen,
ob in Verkaufsverhandlungen oder bei der Problemlösung in
einem Unternehmen, welches durch Anlagenmängel oder
Prozessstörungen in Schwierigkeiten geraten ist - der
tatsächliche Ausweg besteht in einer gemeinsamen
Lösungsstrategie; dann sind alle Beteiligten motiviert dem
Übel so schnell als möglich abzuhelfen. Oft entstehen solche
unerwünschten Zwischenfälle durch mangelnde Kommunikation im
Betrieb selbst. Dies gemeinsam zu analysieren und abzustellen,
kann die drohende Insolvenz abwenden.
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- Ein solches
Arbeitsgebiet mit hohem Risiko ist der Anlagenbau. Vor 25
Jahren setzte ein rasantes Sterben von angesehenen Unternehmen
im Anlagenbau ein. Es war nicht die osteuropäische Konkurrenz
mit ihrem Dumpingpreisen, sondern meist Fehler in der
Kalkulation führten zu katastrophalen Kostensituationen.
Fehler im Einkauf, weil das bestellte Teil nicht in den
technischen Daten oder Abmessungen der Anlage entsprach,
legten komplette Baustellen still. Kostspielige
Nachbesserungsarbeiten oder gar Vertragsstrafen sorgten für
das Verdampfen des geringen Gewinns in einem Projekt. Am Ende
ging die Anlage in Produktion, doch der Erbauer hatte ein
riesiges Defizit in seiner Abrechnung zu verzeichnen. Es wäre
also besser gewesen, dieses Projekt am Anfang abzulehnen und
lieber dafür die Mitarbeiter die Hallen fegen und die
Angestellten ihre Büros aufräumen zu lassen. Doch das kratzt
am Selbstbewusstsein eines Managers.
- Deshalb wurde nach der
Pleite eines solchen Unternehmens im Jahr 1995, welches der
Autor hautnah miterlebte, das Ingenieurbüro Systemische
Entwicklung & Beratung in Wissenschaft & Technik“ in
Sondershausen-Berka gegründet. Aus den betrieblichen
Erfahrungen über viele Jahre zeigten sich im Projektmanagement
der Unternehmen stets folgende Schwachstellen:
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- mangelnde Kommunikation
bei der Akquisition. Unter Auftragsdruck werden Angebote
abgegeben, die sich nicht realisieren lassen. Motto der
Verkaufsingenieure: "Aufträge, Aufträge, Aufträge!"
- Die Begleitphase
erfordert stets technische Änderungen. Diese Änderungen werden
oft nicht vollständig an den Kunden bzw. an die eigenen
Fachabteilungen gegeben.
- Kalkulation des
Projektes ohne Netz und doppelten Boden. Ein Fehler der sich
hartnäckig bei den Geschäftsführungen hält: "An diesem Auftrag
verdienen wir erst einmal nichts. Dafür haben wir den Fuß dort
in der Tür und holen alles mit den Folgeaufträgen wieder
rein." Man hat tatsächlich den Fuß in der Tür - doch ist es in
Wirklichkeit bereits die Tür zum Insolvenzgericht.
- Durch mangelnde
Absprachen bei der Projektabwicklung erfolgen
Falschlieferungen, Montagefehler und dadurch Verzögerungen.
Termine können nicht mehr eingehalten werden. Die
Konventionalstrafe droht.
- Für die Verfahren vor
dem Arbeitsgericht wegen des Feuerns "unfähiger Mitarbeiter"
müssen entsprechende Gelder für die Abfindungen bereit
gestellt werden.
- Es werden neue
Starverkäufer eingestellt, die selbst "Eskimos Kühlschränke
verkaufen können mit Biss". Urplötzlich tauchen neue
Geschäftsführer aus dem Nichts auf, die ein fertiges
Rettungskonzept besitzen. Oft steckt dahinter "WISE" (World
Institute of Scientology Enterprises), also Anhänger der
Hubbard-Sekte. So ein Unternehmen des Maschinenbaus gehörte
auch zum Kundenkreis des Autors. Die Erfahrungen mit dessen
Mitarbeitern ließen die Machenschaften dieser Psycho-Sekte
deutlich hervortreten.
- Durch Personalwechsel
kann keine Projektakquisition weiter betrieben werden, weil
die neuen "Verkaufskanonen" erst eingearbeitet werden müssen.
Sie sollen alles rausreißen, was vorher vermurkst wurde.
- In einer Nacht- und
Nebelaktion fahren LKW vor, die Maschinen abtransportieren,
werden Firmenunterlagen an einen "brandsicheren Ort"
verbracht, obwohl doch gerade der neue Auftrag zu 99.99%
sicher ist und man nur einen Termin zur Unterzeichnung der
Verträge noch nicht vereinbaren konnte.
- Statt des
Geschäftsführers werden die Mitarbeiter am nächsten Morgen vom
Insolvenzverwalter empfangen. Die ausstehenden Löhne sind
leider futsch. Da man sich als gelernter DDR-Bürger in Treu
und Glauben geübt hatte, waren fast alle aus dem FDGB
ausgetreten, schließlich stand im Arbeitsvertrag, dass man
kein Mitglied der Gewerkschaft sein sollte. Nun hatte man fünf
Monate auf Gehalt verzichtet und vom Ersparten gelebt und es
reichte nicht mehr für einen Prozess, im Gegensatz zu den
treuen Gewerkschaftsmitgliedern, die entsprechende Klagen
anstrengten. Diese gelebte ex-DDR Wirklichkeit sollte sich nach
geglückter Erpobungsphase als fester Bestandteil der
heutigen Firmenkultur auch im Westen etablieren. Ein
regelmäßiges Gehalt ist eine "Kann"-Leistung. Laut Herrn
Lindner können sich die Fachkräfte bei dem herrschenden Mangel
ja nach etwas neuem umsehen, falls ihnen dies nicht zusagt.
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Diese Fehler haben zu einem nicht unerheblichen Teil dazu
beigetragen, dass im Anlagenbau in den letzten 20 Jahren eine
erhebliche Umwälzung stattgefunden hat. Prominentes Beispiel
ist die Babcock in Oberhausen, oder damit verbunden die
Salzgitter Anlagenbau, welche als Konzerntochter der Babcock
mit in den Abgrund gerissen wurde. .
- Die
Systemische Entwicklung & Beratung in Wissenschaft &
Technik versteht unter dem Projektmanagment die Einbettung des
Projektes in ein System, zu welchem Lieferant, Kunde und
Auftragnehmer gehört. Dazu gehört die Bereitschaft aller aktiv
zur Verwirklichung eines Projektes beizutragen. Damit
verbietet es sich Lieferanten zu knebeln und auszupressen,
ebenso, wie durch Dumpingpreise einen Auftrag auf Teufel komm
heraus an Land zu ziehen. Für den Auftraggeber heißt das auch,
nicht das billigste Angebot auszuwählen, oder zu versuchen,
den Wunschpartner noch unter den Preis des billigsten
Anbieters herunter zu handeln.
- Ziel
ist es vielmehr eine gemeinsame Lösung zu finden, die
kostengünstig ist und stabile Arbeitsbedingungen bietet. Im
heutigen Sinn ist das nachhaltig vorteilhaft für Alle.
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- Dazu
eine nette kleine Geschichte, wie sie sich kurz nach der Wende
im thüringischen Eichsfeld abspielte.
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- Das
ehemalige Zementkombinat wurde dank der Treuhand von einem
westdeutschen Zementhersteller geschluckt. Sogleich legte der
neue Chef einige Drehrohröfen still, weil die Jahresproduktion
an Zementklinker höher war als die der westdeutschen
Konzernmutter mit allen Zweigbetrieben zusammen. Ein
erstaunlicher Umstand, wenn man sich an das mediale Geseire
über den maroden „Osten“ erinnert. Jetzte sollte nun der erste
Schritt zu einer Steigerung der Umweltfreundlichkeit nach
westdeutschem Muster in der Logistik unternommen werden. Waren
zuvor 90% der Zementprodukte über die ausgefahrenen Gleise der
heruntergekommenen „Deutschen Reichsbahn“ mit miesem
„Oststrom“ und ebenso klapperigen Lokomotiven, welche
merkwürdigerweise sofort in den Westen abgefahren wurden, weil
diese modernen Güterloks aus dem Kombinat „Hans Beimler
Hennigsdorf“ die glänzenden Westlokomotiven aus den Sechziger
Jahren an Leistungsfähigkeit, Wartungsfreundlichkeit und
Energiekostenersparnis bei weitem übertrafen, so mussten nun
zwei neue LKW-Verladungen gebaut werden. Mit der Wende waren
aber auch die Planungsabteilungen des ehemaligen
Zementanlagenbau in Dessau aufgelöst worden. Allerdings hatte
man bereits zu DDR-Zeiten den Ingenieur, nennen wir ihn Herr
Grün, wegen seiner herausragenden Fähigkeiten in das Eichsfeld
abgeschoben, wo er nun für die Anlagenplanung zuständig war
als Leiter des technischen Büros.
- So
bewarb sich auch ein westdeutsches Anlagenbauunternehmen um
den Auftrag diese LKW-Verladungen zu fertigen und in Betrieb
zu nehmen. Das Unernehmen konnte als mittelständisch
bezeichnet werden und hatte sogar ein Zweigwerk in der Nähe
errichtet. Das Projekt "Förderanlage und LKW-Verladung" wurde
zu einem Komplettpreis angeboten. Der Kunde drängte zu einem
Preisnachlass, der sehr schmerzhaft für den Auftragnehmer sein
sollte.
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- In
der folgenden Besprechung erklärte der Kunde, vertreten durch
diesen Herrn Grün, dass leider durch die Umstrukturierung im
Konzern die Investitionsmittel gekürzt worden waren. Darum
würde statt zwei Anlagen nur eine gebaut. Damit wäre ja auch
die Angebotssumme zu halbieren, was ja wohl logisch wäre.
Außerdem gäbe es am Ort ein Unternehmen, welches
Entstaubungsanlagen fertigen würde. Es wäre eine Ausgründung
aus dem ehemaligen Kombinatsbetrieb. Ferner sollte auch
alternativ ein Preisnachlass gegeben werden, falls die
Entstaubungsanlagen nach den Plänen im Angebot von dem
ortsansässigen Betrieb gebaut werden sollten. Der
Auftragnehmer brauche nur seine Zeichnungen dort abzuliefern.
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- Man
würde sich sehr freuen dem Anbieter das Projekt übertragen zu
können, allerdings sei ja auch zu bedenken, dass ein relativ
unbekannter Anbieter ja mit einem Weltkonzern, der das
Kombinat übernommen habe, einen Vertrag abschließen würde. Das
wäre ja im Erfolgsfalle auch eine unerhörte Referenz und es
könnten ja auch aus allen Teilen des Konzerns neue Aufträge in
Sicht kommen. Da müsse doch der Anbieter darüber nachdenken,
ob nicht ein gewisser Rabatt als "Einstiegspreis" auf das
Angebot noch einmal obendrauf gelegt werden könne.
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- Diese
nette Verhandlungstrategie dürfte jedem BWL-Student die
Freudentränen ins Auge treiben. Doch im Anlagenbau sind eben
nicht nur Anschaffungskosten zu berücksichtigen, sondern viele
weitere Kostenfaktoren, die durch Baumaßnahmen und zusätzliche
Montagezeiten bedingt sind. Wird der Angebotspreis soweit
heruntergedrückt, dass es nur noch dafür reicht, das Material
und die Maschinen einzukaufen, dann ist das Ende des
anbietenden Unternehmens schon in Sichtweite geraten. Das
läuft dann wie folgt ab:
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- Wenn
das Geld im Unternehmen knapp wird, dann gibt es nur Eines:
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- "Der
Lieferantenkredit ist der billigste Kredit."
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- Das
ist eine ganz feine Sache. Man bestellt und irgendwann wird es
schon bezahlt werden. Dumm ist es nur, wenn die Konkurrenten
des Lieferanten ausgehen und man keine Ausweichmöglichkeiten
mehr hat, weil bei allen Lieferanten ein Kredit offen ist.
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- Eine
sehr elegante Methode fand ein sächsisches Unternehmen heraus.
Die „Frickel GmbH“ stand bei ihnen mit einem nicht geringen
Betrag in der Kreide. Allerdings hatte die Frickel GmbH etwas
im Angebot, was die sächsische Firma sehr gut gebrauchen
konnte. Kurzum, die Firma platzierte eine Bestellung in etwa
dem gleichen Umfang wie die eigene Forderung an die Frickel
GmbH und freute sich, als das Gewünschte auch prompt geliefert
wurde. Nun dauerte es nicht lange und die Frickel GmbH begann
mit Mahnungen wegen der ausbleibenden Bezahlung der bestellten
Artikel. Nun konnte im Gegenzug die sächsische Firma erklären,
dass die Forderung für die gelieferten Artikel einfach mit der
ihnen zustehenden Zahlung für die offene Rechnung der Frickel
GmbH zu verrechnen sei. Der Chef der Frickel GmbH empörte sich
lautstark über diese "verlotterten Geschäftssitten".
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- Nun
hat die Frickel GmbH alles zusammen gekratzt um das Projekt
mit der Zementförder- und Verladeanlage zu stemmen. Doch auf
der Baustelle läuft einiges schief. Es sind wichtige
elektrische Kabel und Rohrleitungen, die den direkten Weg der
Förderanlage behindern. Es entsteht ein Streit mit dem
Auftraggeber, wer nun die Hindernisse verlegen muss. Der
Auftraggeber behauptet, dass müsse die Frickel GmbH erledigen,
diese bestreitet dies vehement. Eine Woche Arbeitszeit geht
ins Land, bis eine Klärung des Problems erfolgt ist. Da ist er
hin - der schmale Gewinn. Erinnern wir uns, es gab gar keinen,
weil man ja erst mit dem Folgeauftrag hoffte Gewinne zu
erzielen. Jetzt steht ein Verlust in der Bilanz, die sehr
unschön aussieht. Die Zeitverzögerung bewirkt keine pünktliche
Inbetriebnahme der Anlage, es wird eine Geldstrafe, die
Poenale, fällig. Nicht nur in der Chefetage der Frickel GmbH
herrscht eine Stimmung, die einer Familienfeier von Brüllaffen
gleicht.
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- Das
Ende ist schnell erzählt. Der Folgeauftrag, der zu 99,9 %
sicher war, geht baden. Das Gehalt und die SV-Beiträge der
Mitarbeiter auch. Es dauert nicht lange, als die Mitarbeiter
der Frickel GmbH eines Morgens vom Insolvenzverwalter begrüßt
werden. So durften sie nun im neu erbauten Arbeitsamt als
Bittsteller auftreten und reicherten die offizielle so schön
gelogene Quote der Arbeitslosen an. Im März 1998 betrug sie
für diesen Landkreis 30,3%, doch selbst der CDU-Bürgermeister
gab öffentlich zu, dass man bei korrekter Zählung von einer
Quote von 50% ausgehen müsste.
- Damit
Unternehmen nicht in solche Fallen tappen, damit
Problemlösungen durch Technologien aus anderen Branchen zum
Vorteil für den Bau, Betrieb und den Umweltschutz in die
Projekte einfließen können., wurde 1995 dieses Ingenieurbüro
gegründet. NAchdem die Förederungen durch die Treuhand
endeten, gabe es überall einen umfassenden Investitionsstop.
Man prügelte sich um die wenigen Ausschreibungen, Verkäufer
umwarben die Sachbearbeiter mit Geschenken, die
Auftragsvergabe, obwohl nach sie angeblich nach VOB erfolgten,
wurden willkürlich vergeben. Das Projekt Steinstr.20 in Erfurt
wurde dadurch in Rekordzeit von 14 Jahren saniert. Alle
Achtung. Ein Kunde des Autors hatte es mit der durch äußerste
Schnelligkeit bekannten Behörde, dem Thüringer
Landesverwaltungsamt im Gauforum in Weimar zu tun. Die
Mitarbeiter sind bekannt für zügiges Gehen, was jedem
Schuhputzerjungen es erlaubt die Schuhe der dort Arbeitenbden
beim Laufen zu besohlen. Für eine kleine Anlage, die etwa
einem Transportbetonwerk entsprach wurde nur nach fünfjähriger
Bearbeitungszeit eine Genehmigung erteilt. Leider war
nach dieser Wartezeit der Unternehmer pleite und der Autor
ging leer aus.
- "Wer nicht mit der Zeit
geht, der geht mit der Zeit." So verschwand auch der
Autor samt Unternehmen aus dieser Gegend und konzentriert sich
derzeit auf die in dieser Website vorgestellten
Schwerpunkte. Nicht zu vergessen das alte Zitat: „tempora
mutantur et nos in illis“ - die Zeiten ändern sich mit uns,
doch Politiker sind dagegen immun. Sie bleiben ihren
Prinzipien treu und scheinen damit ganz gut zu fahren, auch
wenn sie selbst den Staat an die Wand fahren.
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